Was für viele Menschen eigentlich als ganz angenehm empfunden werden dürfte, ist für die Natur ein großes Problem: Seit einigen Jahren geht die Insektenpopulation in Deutschland stetig zurück. Einen Teil dieses Rückgangs seit 1989, so fanden Wissenschaftler:innen heraus, ist auf klimabedingte Wetteränderungen zurückzuführen. Aber auch ein kurzzeitiger Anstieg der Insekten-Biomasse im Jahr 2022 lag zum Teil an den Witterungsbedingungen. Es sei daher besonders wichtig, naturnahe Lebensräume für Insekten zu schaffen, sodass die Populationen widerstandsfähiger gegen den Klimawandel zu machen.


Insekten sind auch für Menschen wichtig

Insekten sind aus der Natur nicht wegzudenken. Vor allem liegt das daran, dass sie für die Bestäubung vieler Nutz- und Wildpflanzen eine wichtige Rolle spielen. 2017 sorgte deshalb eine Studie für Aufsehen: Der niederländische Forscher Caspar Hallmann fand heraus, dass die Biomasse der fliegenden Insekten in Deutschland zwischen 1989 und 2016 um ganze 76 Prozent zurückgegangen ist. Dieser Rückgang sei weltweit zu beobachten und betreffe auch weitere Fliederfüßer.


Zu den Faktoren, die einen Einfluss auf die Insektenpopulationen haben, gehören unter anderem der Schwund von Lebensräumen, der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft sowie die Lichtverschmutzung.

Ein Forschungsteam rund um Jörg Müller von der Universität Würzburg hat sich nun damit beschäftigt, ob es nicht noch weitere Ursachen geben könnte. „Wir haben die Biomassedaten von Hallmann neu analysiert und dabei stichprobenspezifische Informationen über die Wetterbedingungen bei der Probenahme und Wetteranomalien während des Lebenszyklus der Insekten verwendet„, so die Forscher:innen. Diese Daten ergänzten sie mit eigenen Erhebungen zwischen 1016 und 2022. Dabei nutzten sie sogenannte Malaise-Fallen, um fliegende Insekten zu fangen.

Wetter beeinflusst Insektenpopulationen

Unsere Ergebnisse zeigen, dass unterschiedliche Wettervariablen und Wetteranomalien im Zusammenhang mit dem Klimawandel die Schwankungen in der Biomasse der Insekten beeinflussen„, erklären die Forscher:innen. So sinke die Überlebenswahrscheinlichkeit etwa bei einem ungewöhnlich trockenem und warmen Winter in Kombination mit kalten Temperaturen im Frühling erheblich. Seit 2005 beobachteten die Fortscher:innnen einen deutlichen Rückgang der Insektenbestände.

Eine Ausnahme stellte 2022 dar. In diesem Jahr herrschten gute Bedingungen für Insekten, weshalb es einen deutlichen Anstieg der Insektenbiomasse gab. „Wir haben eine Biomasse gefunden, die im Durchschnitt fast so hoch war wie die Maximalwerte aus der Hallmann-Studie. Und unser Maximum 2022 war höher als alle Werte, die Hallmann je ermittelt hatte – dieser Wert stammt übrigens aus dem Wald der Universität Würzburg„, erklärt Müller.

Uns muss stärker bewusst werden, dass der Klimawandel bereits jetzt eine Hauptursache für den Rückgang der Insektenpopulationen ist. Das muss in der Wissenschaft und beim Artenschutz stärker berücksichtigt werden. Trotz des kürzlich beobachteten Anstiegs der Biomasse ist zu erwarten, dass neue Kombinationen ungünstiger mehrjähriger Wetterbedingungen die Insektenpopulationen bei anhaltendem Klimawandel weiter bedrohen werden“ so die Forscher:innen.

Um den Witterungsbedingungen zu trotzen, muss eine Insektenpupulation möglichst groß sein. „Auf Basis der derzeit verfügbaren Daten sehen wir Maßnahmen, die die Verfügbarkeit und Qualität von Lebensräumen erhöhen, als den vielversprechendsten Ansatz zur Verringerung des Risikos eines durch den Klimawandel bedingten Aussterbens von Insekten„, erklärt das Team deshalb.

Das Wetter ist nicht allein das Problem

Keinesfalls sollte aus der Studie geschlossen werden, dass Wetterphänomene alleine den dramatischen Verlust an Insektenbiomasse in der Hallmann-Studie erklären können. Die Tatsache, dass diese Studie einen großen Einfluss der Witterung nachweist, bedeutet nicht, dass andere Faktoren wie der Pestizideinsatz und die Änderung der Landnutzung nicht ebenfalls einen großen Einfluss haben können„, erklärt Hans-Peter Piepho, Leiter des Fachgebiets Biostatistik an der Universität Hohenheim und nicht an der Studie beteiligt. Die verwendete Methode könne zudem nur Korrelationen aufdecken, keine kausalen Zusammenhänge.

via Universität Würzburg

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