Seit dem Jahr 1998 werten Wissenschaftler regelmäßig Satellitenbilder aus, um die Zahl der Waldbrände im Amazonas-Gebiet so exakt wie möglich zu erfassen. Aktuell dürfte dies den Forschern aber nur wenig Freude bereiten. Denn die Zahlen sind so schlecht wie nie seit Beginn der Aufzeichnungen. So wurden im Monat August insgesamt 7.766 Feuer gezählt – was den höchsten Wert für diesen Monat überhaupt darstellt. Eine Ausnahme stellt der August zudem nicht da. Denn in den ersten sechs Monaten des Jahres war ebenfalls eine massive Steigerung zu verzeichnen. Konkret lag die Zahl der Feuer um rund 52 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum. Zwar ist auch im Amazonas-Gebiet der Sommer dieses Jahr besonders trocken. Umweltschützer sind sich trotzdem sicher, dass ein Großteil der Waldbrände auf unnatürliche Art und Weise entstanden ist.


Foto: By lubasi (Catedral Verde – Floresta Amazonica) [CC BY-SA 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)], via Wikimedia Commons

Die Regierung hat die staatliche Kontrolle zurückgefahren

So steht der Verdacht im Raum, dass viele der Feuer absichtlich gelegt wurden, um Flächen für Ackerbau und Viehzucht zu generieren. Grundsätzlich ist dies auch in Brasilien strengstens verboten. Allerdings vermittelt die Regierung von Präsident Jair Bolsonaro nicht gerade den Eindruck, als würde sie entsprechende Vergehen mit Nachdruck verfolgen. Stattdessen betont er immer wieder die Notwendigkeit, den Amazonas-Regenwald wirtschaftlich stärker zu nutzen. Gleichzeitig wurden die von den Vorgänger-Regierungen geschaffenen und ausgebauten Umwelt- und Kontrolbehörden gezielt geschwächt. Ein im Frühjahr 2020 inkraft getretenes Dekret erschwert es den staatlichen Stellen beispielsweise Bußgelder wegen Umweltverstößen zu verhängen. Außerdem haben die zuständigen Behörden immer wieder mit Budgetkürzungen zu kämpfen. Der Einsatz der Armee verkompliziert die Lage zudem noch zusätzlich.

Das Militär spielt keine besonders rühmliche Rolle

So wurden die Umweltschutzbehörden im Amazonas im Mai dem Militär unterstellt. Gegenüber dem Ausland verkaufte die Regierung dies als wichtigen Schritt im Kampf gegen illegale Rodungen. Tatsächlich gelangen inzwischen aber immer mehr Berichte an die Öffentlichkeit, die von gezielter Sabotage berichten. So planen die Umweltschutzbehörden immer wieder Einsätze gegen Wilderer, die Holzmafia oder illegale Goldminen, die dann von den Soldaten nicht umgesetzt werden. Dass dies für den Regenwald nicht ohne Folgen bleibt, lässt sich nicht nur an der Zahl der Feuer erkennen. Vielmehr hat die Auswertung der Satellitenbilder auch ergeben, dass die Abholzung im Amazonas Regenwald zuletzt so stark anstieg wie seit vielen Jahren nicht mehr. Innerhalb der Regierung scheint dies zumindest teilweise zu einem Umdenken zu führen. So intervenierte kürzlich der Vizepräsident und setzte beim Umweltministerium die Freigabe von Budgets für die Umweltschutzbehörden durch.


Via: Die Zeit

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