Fast alle Experten sind sich einig: Um die industriellen Prozesse in Deutschland wirklich klimaneutral zu gestalten, werden große Mengen an grünem Wasserstoff benötigt. In der eigens von der Bundesregierung verabschiedeten Wasserstoffstrategie spiegelt sich dies aber noch nicht unbedingt wider. So ist dort unter anderem vorgesehen, bis zum Jahr 2030 heimische Produktionskapazitäten aufzubauen, die ausreichen, um jährlich 0,5 Millionen Tonnen grünen Wasserstoff herzustellen. Dies würde den Bedarf der Industrie nicht einmal annähernd decken. In ganz anderen Dimensionen denkt hingegen der australische Milliardär Andrew Forrest. Dieser gehört zu den fünf reichsten Menschen seines Landes und hat sein Vermögen unter anderem mit dem Abbau von Eisenerz gemacht. Nun kündigte er an im Jahr 2023 mit der Produktion von grünem Wasserstoff beginnen zu wollen. Schon im Jahr 2030 soll die jährliche Produktion dann bei 15 Millionen Tonnen liegen.


wasserstoff H2

So soll der grüne Wasserstoff preiswerter werden

Um für diese gewaltigen Mengen auch Abnehmer zu finden, müssen allerdings die Produktionskosten zunächst noch massiv sinken. Forrest will daher an zwei entscheidenden Stellschrauben drehen:


1. Skalierung: Die gesamte Produktionskette soll industrialisiert und automatisiert werden. So will der Unternehmer milliardenschwere Aufträge für den Bau von Elektrolyseuren vergeben – wenn sich die Hersteller im Gegenzug verpflichten, eine automatisierte Produktion aufzubauen. Davon könnten deutsche Unternehmen wie ThyssenKrupp oder Siemens profitieren. Wird dieser Ansatz konsequent umgesetzt, könnte er die Produktionskosten des Wasserstoffs drastisch reduzieren.

2. Preiswerte und saubere Energie: Forrest will den benötigten Ökostrom nicht auf dem freien Markt einkaufen. Stattdessen greift er auf die Ressourcen seiner Konzerne zurück. Diese besitzen in Australien große Flächen Land. Dort sollen zukünftig Solarmodule errichtet werden, die für sauberen und preiswerten Strom sorgen können. Die Wasserstoff-Produktion wäre dann weitgehend unabhängig von den Preisschwankungen auf dem Strommarkt.

Deutsche Unternehmen könnten zu den Abnehmern gehören

Wissenschaftler begrüßen das Engagement Forrests grundsätzlich. Denn wenn dieser tatsächlich den Beweis erbringt, dass grüner Wasserstoff preiswert hergestellt werden kann, dann profitiert davon die gesamte Branche. Interessant ist zudem, dass der Unternehmer auch schon erste Kontakte nach Deutschland geknüpft hat. So begrüßte der „Bundesverband der Industrie“ die Pläne grundsätzlich. In einer ersten Präsentation wurden zudem gleich mehrere deutsche Dax-Konzerne als potenzielle Kunden genannt. Ganz unwahrscheinlich erscheint dies nicht. Immerhin hat die Bundesregierung angekündigt, internationale Kooperationen zum Import von grünem Wasserstoff unterstützen zu wollen. Außerdem stehen bei zahlreichen großen deutschen Industrieunternehmen bald wichtige Investitionsentscheidungen an. Geld in den Umbau zur Wasserstoffwirtschaft zu stecken, lohnt sich aber nur, wenn anschließend auch genug grüner Wasserstoff zur Verfügung steht.

Via: Handelsblatt

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