Die Bedeutung von Bäumen innerhalb von Städten ist in den letzten Jahren wieder stärker in den Fokus gerückt. Denn Forscher haben eine ganze Reihe an Vorteilen entdeckt. So kam eine Studie sogar zu dem Ergebnis, dass Bäume am Straßenrand die Wahrscheinlichkeit von Depressionen bei den Anwohnern verringern. Auch die Luftqualität steigt, wenn es in einer Stadt viele Bäume und Grünflächen gibt. Hinzu kommen positive Auswirkungen auf das städtische Klima. Diese sind grundsätzlich schon seit einiger Zeit bekannt. So sorgen Bäume etwa dafür, dass sich die Temperaturen in der Stadt nicht so stark aufheizen. Dies ist hier von besonderer Bedeutung, weil der verbaute Beton einen gegenteiligen Effekt mit sich bringen kann. Forscher von der Züricher Eidgenössischen Technischen Hochschule haben nun untersucht, wie stark dieser Kühlungseffekt tatsächlich ist. Dabei kamen sie auf durchaus beachtlich Temperaturunterschiede.


In Wien konnte ein extrem starker Kühlungseffekt nachgewiesen werden

Insgesamt nahm das Forschungsteam 293 europäische Städte genauer in den Blick. Dort wurden jeweils Satellitenbilder und die dazugehörigen Daten ausgewertet. Auf diese Weise konnten sie die Temperatur oberhalb der Baumkronen mit der auf dem Boden vergleichen. Das erstaunliche Ergebnis: Die Differenz betrug in Mitteleuropa teilweise mehr als zehn Grad. In Wien beispielweise sind die Böden im Sommer elf Grad kühler als in einer vergleichbaren städtischen Umgebung ohne Bäume. Die meisten Einwohner Wiens dürften diesen Temperaturunterschied aber nur teilweise mitbekommen. Denn die Forscher ermittelten jeweils die Temperaturen der Böden. Für die Bewohner ist aber logischerweise die Lufttemperatur deutlich entscheidender. Diese wird durch die nahen Bäume ebenfalls gesenkt – aber eben bei weitem nicht so stark wie die Bodentemperatur. Dennoch dürften sich die Bewohner Wiens im Sommer über den kühlenden Effet der Bäume freuen.


Bäume sind ein Teil einer funktionierenden Stadt

Normale Grünflächen ohne Bäume können ebenfalls all zu große Hitze verhindern. Die Wirkung liegt aber nur halb so hoch wie bei den Bäumen. Allerdings fanden die Forscher auch heraus, dass sich der Effekt bei extrem hohen Temperaturen offensichtlich verringert. So zeigte sich, dass die Bäume in Südeuropa im Frühling ebenfalls für eine starke Kühlung der Böden sorgen. Im Sommer aber sind die Temperaturunterschiede minimal und liegen teilweise bei nur noch zwei Grad. Auch hier gilt aber: Ganz ohne Bäume wäre die Situation keineswegs besser. Was ergibt sich nun aus den Ergebnissen der Studie? Offensichtlich sollte Bäumen in Städten ein gewisser Platz eingeräumt werden. So bringt es in diesem Punkt nichts, gefällte innerstädtische Bäume durch Neupflanzungen auf der grünen Wiese zu konzentrieren. Grünflächen und Bäume sollten daher nicht mehr als Hindernis für Bauprojekte wahrgenommen werden, sondern als integraler Bestandteil einer funktionierenden Stadt.

Via: Der Standard

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