Anfang des Jahres hat der Deutsche Bundestag ein Gesetz beschlossen, das den Zugang zu medizinischem Cannabis erheblich erleichtert. Nach dem neuen Gesetz müssen die gesetzlichen Krankenkassen nun unter bestimmten Bedingungen die Kosten für medizinisches Cannabis übernehmen. Seit März sind Cannabis-Produkte für bestimmte medizinische Behandlungen auch offiziell zugelassen. Unter den deutschen Medizinern jedoch regt sich Widerstand: Eine neue Metastudie kommt zu dem Ergebnis, dass die Datenlage bezüglich der Wirkung von Medizinalhanf deutlich dünner ist als bisher angenommen und von der Cannabis-Lobby propagiert.


Cannabis Blunt
Foto: marijuana blunt 2000, Torben Hansen, Flickr, CC BY-SA 2.0

Medizinalhanf in der Kritik

Durchgeführt wurde die Metastudie von vier Schmerz- und Palliativmedizinern um Winfried Häuser vom Universitätsklinikum Saarbrücken. Die Ärzte durchforsteten die internationale Literatur und kamen zu dem Schluss, dass der wissenschaftliche Nachweis des Nutzens von Cannabis bisher für wenige Infikationen und bei schweren Fällen erbracht sei. Die Mediziner halten die Anwendung für Cannabis lediglich bei bestimmten neuropathischen Schmerzen für wissenschaftlich sinnvoll. Davon abgesehen gibt es aus ihrer Sicht nur wenige gute Argumente für den medizinischen Einsatz von Cannabis. Die Metaanalyse wurde in der aktuellen Ausgabe des Deutschen Ärzteblattes veröffentlicht.

Die vier deutschen Ärzte stehen mit ihrer Kritik nicht alleine da. Bereits die Bundesärztekammer kritisierte die Haltung der Politik zu Medizinalhanf, und die amerikanische Medizinergesellschaft kritisierte die „Missachtung der von Arzneimittelbehörden geforderten Standards für die Zulassung eines Medikaments“ als „einmaligen Vorgang“.


Cannabis medizinisch weniger wirksam als in der Öffentlichkeit angenommen

Wissenschaftlich eindeutig nachgewiesen werden konnte die Wirkung von medizinischem Cannabis bisher für die Spastiken bei multipler Sklerose. Für viele andere Krankheiten, für die Cannabis als gute Therapie gilt, fehlt diesbezüglich allerdings der wissenschaftlich saubere Nachweis. In der Schmerz- und Palliativmedizin gelte der Einsatz von Cannabinoiden als „indivudueller Heilversuch“, der nur in Kombination mit anderen Schmerzlinderungstherapien angewendet werden sollte, so die Mediziner in ihrer Analyse.

Wer in die Debatte rund um medizinisches Cannabis einsteigt, der muss diese streng von der Frage nach der generellen Legalisierung trennen. Die Frage, ob es nach amerikanischem Modell eine Legalisierung von Cannabis an sich geben sollte, hat nichts mit dessen Funktion im Rahmen einer medizinischen Therapie zu tun.

1 Kommentar

  1. Albert Hofmann

    23. September 2017 at 11:21

    Das unser werter Herr Doktor, diverese Honorare von Pharmakonzerne bekommen hat darunter von Pifzer, Abbott, Grünenthal und MSD (alles Hersteller von Schmerzmitteln, Antiepileptika, AIDS-Medikamente, Muskelrelaxe, Tumorblocker) wird nirgendwo kritisch angesehen…

    Klar gibt es Medikamente die Helfen, aber eine Heilpflanze mit hohen Potenzial so schlecht zu reden ist eine Frechheit. Schade das die Arzte skalven der Pharmaindustrie geworden sind. Hoffe unsere Kinder werden darüber totale unverständnis haben über diese Repressionspoltik dieser Gesellschaft. So wie wir heute auf die dunkle Zeit des Mittelalters zurückblicken.

    Spricht mit Ärzten die Cannabis an Patienten verschrieben haben und holt dort deren Erfahrungen her. Ihr werdet staunen!

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