Auch die deutschen Krabbenfischer sind aktuell von den hohen Kraftstoffpreisen betroffen. Zwar ist ihr Schiffsdiesel weitgehend von Steuern und Zollabgaben befreit. Dennoch ist der Preis zuletzt von rund sechzig Cent auf über 1,50 Euro gestiegen. Alleine der Kraftstoff frisst daher rund die Hälfte des Umsatzes auf. Viele Krabbenfischer fahren daher aktuell gar nicht erst aufs Meer hinaus. Langfristig könnte dies zu einer Versorgungsknappheit auch in Supermärkten führen. Die Krabben aus dem Meer zu holen, ist aber nur ein Teil der Aufgabe. Denn anschließend muss das Krabbenfleisch noch von der harten Schale getrennt werden. Dies ist bisher nur per Handarbeit möglich. Bei den hohen deutschen Lohnkosten ist das aber nicht realisierbar. Deswegen werden die Krabben aktuell zumeist zunächst nach Marokko gebracht, dort per Hand gepult, um dann anschließend wieder in deutschen Supermärkten verkauft zu werden. Umwelt- und Klimaschützer kritisieren diese Vorgehensweise schon seit vielen Jahren.


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Gezielte Stöße knacken den Chitinpanzer

Auch die Politik ist mit der aktuellen Situation eher unzufrieden. Immerhin wird so ein Teil der Wertschöpfung von den deutschen Küsten abgezogen. Mechanische Verfahren zum entfernen der Krabben-Schutzhülle scheiterten bisher allerdings daran, dass sie auch das wertvolle Krabbenfleisch zerstörten. Davon ließ sich die Erfinderin Christin Klever allerdings nicht beeindrucken. Sie experimentierte stattdessen mit Ultraschallwellen. Tatsächlich ist es ihr gelungen, durch gezielte Ultraschallstöße, den Chtitinpanzer nach und nach zu knacken. Nach einiger Zeit kann dann das Fleisch problemlos von der Schale getrennt werden. Käme eine solche Pulmaschine tatsächlich zum Einsatz, fielen die hohen Lohnkosten in Deutschland weniger ins Gewicht. Die Verarbeitung der Krabben könnte dadurch wieder in Deutschland erfolgen. Bisher allerdings fehlten schlicht die finanziellen Mittel, um aus der Erfindung ein marktreifes Produkt zu machen. Dies hat sich nun geändert.

Auch die Schalen können anschließend genutzt werden

Denn Niedersachsens Fischereiministerin Barbara Otte-Kinast reiste eigens in den Hafen Greetsiel, um dort einen Förderbescheid in Höhe von 2,3 Millionen Euro zu überreichen. Das Geld soll genutzt werden, um die deutsche Krabbenfischerei fit für die Zukunft zu machen. Für die Koordinierung und Verteilung ist das Thünen-Institut für Seefischerei in Bremerhaven verantwortlich. Ein Teil der Summe wurde aber bereits reserviert, um die Entwicklung der Pulmaschine voranzutreiben. Diese brächte zudem den Vorteil mit sich, dass auch die Schale verwertet werden könnte. Denn Chitin ist in der Medizin- und Kosmetikindustrie ein durchaus nachgefragter Rohstoff. Bisher allerdings verrotten die Schalen in Marokko zumeist einfach, weil der Rücktransport nach Deutschland zu aufwändig wäre. Das Krabbenfischen steht aber nicht nur wegen der langen Transportwege in der Kritik. Vielmehr bemängeln Umweltschützer auch die Tatsache, dass die Schiffe oft in Schutzgebieten wie dem Wattenmeer unterwegs sind. Auf der anderen Seite sind die meisten deutschen Krabbenfischer mit dem Nachhaltigkeitszertifikat MSC zertifiziert.


Via: Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

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