In den letzten Monaten wurde immer wieder über die finanzielle Ausstattung des Münchener Startups Lilium Aviation diskutiert. Das Unternehmen arbeitet an einem Flugtaxi. Dies bringt zwei Schwierigkeiten mit sich. Zum einen ist viel Geld für die Entwicklungsarbeit nötig, während die daraus resultierenden Einnahmen – wenn überhaupt – erst in der Zukunft fließen. Außerdem ist die Konkurrenz in der Branche riesig. Neben zahlreichen Startups arbeiten beispielsweise auch etablierte Unternehmen wie Airbus an entsprechenden Lösungen. Ein Börsengang in den Vereinigten Staaten sollte nun die langfristige Finanzierung von Lilium sicherstellen. Normalerweise ist ein Gang an die Börse allerdings mit erheblichem Aufwand verbunden und bindet daher wertvolle Ressourcen. Das Lilium-Management hat sich daher für eine Art Abkürzung entschieden: Sie setzten auf eine sogenannte Special Purpose Acquisition Company – kurz: SPAC.


Lilium entschied sich für einen US-Börsengang

Vereinfacht ausgedrückt handelt es sich um eine leere Unternehmenshülle, die gegründet wird, um damit später ein anderes Unternehmen zu übernehmen. Für Unternehmen wie Lilium bringt dies den Vorteil mit sich, dass die bürokratische Arbeit im Vorfeld eines Börsengangs bereits erledigt wurde. Gerade in der Anfangszeit verursachten SPACs daher in den Vereinigten Staaten eine gewaltige Euphorie. Inzwischen ist die Begeisterung aber stark abgeklungen. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass es inzwischen beinahe unzählig viele Unternehmenshüllen gibt. Teilweise finden diese daher gar keine interessanten Unternehmen mehr – oder müssen diese massiv überbezahlen. Das Lilium-Management entschied sich für einen Zusammenschluss mit dem New Yorker SPAC Qell. Dabei könnte auch die Expertise in Sachen Mobilität eine Rolle gespielt haben: Hinter Qell steht ein ehemaliger Manager von General Motors. Doch die Investoren sind von Lilium offensichtlich gar nicht so begeistert.


Das Startup wird nun mit rund drei Milliarden Dollar bewertet

Zumindest entschieden sich 65 Prozent der ursprünglichen Qell-Anleger, ihre Papiere noch vor dem Kauf des deutschen Flugtaxi-Unternehmens wieder zurückzugeben. Dadurch fielen auch die Einnahmen aus dem Börsengang niedriger aus als erwartet. Noch im Frühjahr hatte Lilium-Chef Daniel Wiegand eine Summe von 830 Millionen Dollar für realistisch gehalten. Letztlich wurden es dann aber doch nur 584 Millionen Dollar. Die Bewertung des deutschen Startups liegt damit nun bei rund drei Milliarden Dollar. Das Management betonte zudem, dass die meisten kommerziellen Großanleger an Bord geblieben seien. So ist unter anderem der chinesische Tencent-Konzern an Lilium beteiligt. Das eingenommene Geld soll nun genutzt werden, um das große Ziel des Startups weiter zu verfolgen: Ab dem Jahr 2024 sollen kommerzielle Flüge mit Flugtaxis möglich sein. Dann sollten auch die ersten Einnahmen aus dem laufenden Betrieb in die Firmenkassen gespült werden.

Via: Handelsblatt

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