Ein schwerer Verlauf der durch SARS-CoV-2 verursachten Krankheit Covid-19 hinterlässt verheerende Schäden an Lunge und anderen Organen. Hierbei spielt auch das Immunsystem eine wichtige Rolle. Bei dem Angriff des Virus schüttet der Körper große Mengen an Immun-Botenstoffen, sogenannten Cytokinen, aus. Diese fördern Entzündungen sowie den Zelltod. Ein altbekanntes Medikament könnte dabei helfen, dieses Problem in den Griff zu bekommen. CoronavirusBild: NIAID Britische Studie untersucht Mittel gegen Covid-19 Mediziner nennen die Reaktion des Immunsystems auf Covid-19 „Cytokinsturm“ und gehen davon aus, dass viele Covid-19-Patienten letztlich an diesem Phänomen sterben. Als mögliche Hoffnung gegen den Cytokinsturm gelten Cortison-Präparate, da diese die Immunreaktion dämpfen. Wie gut die einzelnen Präparate wirken, haben britische Wissenschaftler nun in der sogenannten RECOVERY-Studie untersucht. An dieser nahmen 11.500 Patienten aus 175 Krankenhäusern im ganzen Land teil. Die Probanden wurden in verschiedene Gruppen aufgeteilt. Ein Teil von ihnen erhielt Tocilizumab, einen monoklonalen Antikörper, der gezielt die Andockstelle für das Cytokin Interleukin-6 blockiert. 2104 der Covid-19-Patienten bekamen pro Tag sechs Milligramm des Cortison-Wirkstoffs Dexamethason Dabei handelt es sich um ein sogenanntes Glucocorticoid. Diese Wirkstoffgruppe dämpft ähnlich wie das Hormon Cortisol das Immunsystem und hemmt Entzündungsreaktionen. Seit Jahren werden Glucocorticoide als Infusion oder Tablette in Form verschiedener Präparate verwendet, um entzündliche Ekzeme, Arthritis oder diverse Krebserkrankungen zu behandeln. Dexamethason ist günstig, gut erforscht und in großen Mengen verfügbar. Dexamethason hilft vor allem beatmeten Patienten Die Ergebnisse der RECOVERY-Studie zu Dexamethason sind vielversprechend: Das Cortison-Mittel zeigt bei schweren Covid-19-Verläufen deutliche Wirkung. „ Die vorläufigen Ergebnisse sind sehr klar: Dexamethason verringert das Sterberisiko bei den Patienten mit schweren Atemkomplikationen„, so Martin Landray von der University of Oxford. Mit Dexamethason starben von den beatmeten Patienten etwa ein Drittel weniger als ohne die entsprechende Behandlung. Bei Personen, die Sauerstoff erhielten und noch selbstständig atmeten, konnte die Sterberate um ein Fünftel verringert werden. „ Dexamethason ist der erste Wirkstoff, der nachweislich das Überleben bei Covid-19 verbessert. Das ist ein extrem willkommenes Ergebnis. Denn der Überlebensvorteil ist klar und deutlich bei den Patienten, die so krank sind, dass sie Sauerstoff bekommen müssen. Dexamethason sollte nun Standard in der Behandlung dieser Patienten werden„, so Landrays Kollege Peter Horby. Die Forscher sehen die bisher noch vorläufigen Ergebnisse bereits als großen Durchbruch in der Covid-19-Therapie. Und das mit einem Medikament, das in großen Mengen verfügbar ist. Ergänzung in der Covid-19-Therapie? Jedoch hilft das Dexamethason nur wirksam, wenn ein Patient unter einem schweren Verlauf der Krankheit leidet und deutliche Atemsymptome zeigt. Milde Verläufe reagieren auf den Wirkstoff nicht. „ Es ist wichtig anzumerken, dass wir keine Belege für eine positive Wirkung bei den Patienten fanden, die keinen Sauerstoff erhalten mussten“ ,so die Forscher. Diese warnen dann auch ausdrücklich davor, das Medikament auf Verdacht einzunehmen. „ Aus biologischer Sicht ist dieser Effekt nicht völlig überraschend, da insbesondere die schwer erkrankten Patienten unter einer überschießenden Immunreaktion leiden. Cortison ist ein klassischer Behandlungsansatz, um das Immunsystem zu unterdrücken. Überraschend ist aber die Stärke des nachgewiesenen Effektes„, so die nicht an der Studie beteiligte Infektiologin Maria Vehreschild vom Universitätsklinikum der Goethe-Universität Frankfurt. Dexmethason könnte somit das antivirale Mittel Remdesivir ergänzen. Letzteres zeigt bei fortgeschrittenen Fällen kaum noch, kann aber in frühen Stadien von Covid-19 die Vermehrung der Viren hemmen. Dexamethason dagegen hemmt die Immunantwort, die das Spätstaduzm der Erkrankung so gefährlich macht. via University of Oxford Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter