Die Stiftung Warentest hat 20 Fleischersatzprodukte untersucht und dabei unter anderem erhöhte Mineralölwerte festgestellt. Eines von sechs getesteten Veggie-Schnitzeln fiel komplett durch. Die Belastung war so hoch, dass lediglich ein „mangelhaft“ ausgesprochen werden konnte. Ähnlich verhielt es sich bei fünf von insgesamt acht getesteten vegetarischen Bratwürsten. Drei der Würste waren ebenfalls mit Mineralöl belastet und erhielten daher nur ein ausreichend.


Mineralöle als Schmiermittel für Maschinen und in den Verpackungen

Insgesamt verteilte die Stiftung Warentest bei 16 von den 20 getesteten Fleischersatzprodukten die Attribute „gut“ und „befriedigend“. Die Sparte der vegetarischen und veganen Produkte wächst jährlich um knapp 25 Prozent. Mit der Zunahme und der Vielfalt der Produkte müssen auch Tests durchgeführt, und die Qualität näher unter die Lupe genommen werden, argumentiert Werner Hinzpeter von der Stiftung Warentest. Die Ergebnisse der aktuellen Stichprobe erscheinen in der Oktober-Ausgabe des Magazins. Neben dem Geschmack, Geruch und der „Knackfrische“ der Würste wurde spezielle darauf geachtet, wie fettig die Erzeugnisse sind und was für Zusatzstoffe mit beigemengt wurden. Auch die Menge an Salz wurde überprüft. Insgesamt fielen sechs Produkte – darunter mehrheitlich sogar Bioprodukte- besonders unangenehm auf. In einigen Würsten und in einem Schnitzel fanden die Tester sogar die besagten Schadstoffe. Das Schnitzel stammt aus dem Hause Rügenwalder Mühle und überschritt den vorgegebenen Grenzwert um das 36-Fache. Bei den Schadstofffunden handelt es sich um gesättigte Kohlenwasserstoffe, die aus Mineralöl und als „Mosh“ im Umlauf sind. Vergiftungserscheinungen wie Übelkeit, Schwächeempfinden und Durchfall treten aufgrund der nicht akut toxischen Wirkung nicht auf. Allerdings reichern sich diese im Körper an. Experten raten daher vom Verzehr derart belasteter Produkte ab. Schließlich kann es zu Funktionsstörungen der Organe kommen. Die europäische Lebensmittelbehörde Efsa rät daher zu Grenzwerten. Pro Kilogramm Produkt konnten 400 Milligramm Mosh ausfindig gemacht werden.


Rügenwalder dementierte bereits die Ergebnisse von Stiftung Warentest: „Die uns vorliegenden Laborergebnisse bestätigen, dass die Produkte nicht mit gesundheitsgefährdenden Mineralölen belastet sind“, erklärte Boris Preuss gegenüber Zeit online, Leiter Qualitäts- und Umweltmanagement. Vielmehr handele es sich um einen Eintrag durch das – von einem Zulieferer verwendete – mineralölbasierte, für die Lebensmittelherstellung ausdrücklich zugelassene Verarbeitungshilfsmittel Paraffin. Gesundheitliche Risiken durch die Aufnahme dieses Paraffins sei nach derzeitigem wissenschaftlichen Kenntnisstand auszuschließen. Aber: „Obwohl unter dem Aspekt der Lebensmittelsicherheit nicht erforderlich, haben wir die für den Eintrag verantwortliche Zutat bereits ausgetauscht. Sie wird nicht mehr bei uns eingesetzt“, so Preuss.

Wie kommt das Öl in die Produkte?

Auf Nachfrage von Stiftung Warentest gaben die Unternehmen an das Öl bewusst beigemischt zu haben. Die Zugabe von „Weißöl“ als hochwertiges Paraffin ist prinzipiell erlaubt. Teilweise fungiert das Weißöl als Gleitmittel (Beschichtung von Kunstdärmen in denen die Würste gebrüht werden) oder Trennmasse für künstlich hergestellte Fleischmassen. Nur durch aufwendige Tests lässt sich am Ende jedoch herausfinden, welche Art der Mineralölrückstände vorliegt. Ziemlich ärgerlich ist in dieser Konstellation auch, dass die Mosh oft unnötigerweise und nur aus Routine beigemengt werden. So kommen die Produkte, die im Test gut abschnitten ohne Mosh-Zugabe aus. Zuletzt überzeugten diese auch geschmacklich, was als Beweis durchaus zählen dürfte.

Zu den Testsiegern zählten die Bratwurst und das Schnitzel fleischfrei von „Valess“. Beide schnitten mit „gut“ (2.0) ab. Auch die „Bratmaxe Veggie-Griller“ von Meica gingen mit einer 2,2 durch. Die „Vegetarische Mühlenfrikadellen“ von Rügenwalder Mühle erhielt eine 2,3, das „Vegane Soja-Schnitzel“ von Edeka Bio+Vegan eine 2,4 und die „Wie Frikadelle vegetarisch“ von Heirler räumte eine 2,5 ab.

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