Die indische Millionenstadt Chennai hatte in diesem Jahr bereits unter der sogenannten „Stunde null“ zu leiden: Es kam kein fließendes Wasser mehr aus den Leitungen. Seitdem wird die Stadt per Zug mit dem kühlen Nass versorgt. Eine Studie des amerikanischen Thinkthanks „World Resources Institute (WRI)“ zeigt nun: Zukünftig werden solche Szenarien wohl kein Einzelfall bleiben. Denn insgesamt 17 Länder sind bereits heute außergewöhnlich stark von Wasserknappheit betroffen. Konkret werden dort mehr als achtzig Prozent des zur Verfügung stehenden Oberflächen- und Grundwassers verbraucht. Dies bedeutet: Schon vergleichsweise kleine Dürren können dafür sorgen, dass mehr Wasser verbraucht wird als zur Verfügung steht. WRI-Chef Andrew Steer spricht daher von der „größten Krise, über die niemand spricht“.


Die Länder sind unterschiedlich gut auf die Herausforderung vorbereitet

Betroffen sind vor allem Länder aus dem Nahen Osten und Nordafrika. Diese sind zudem unterschiedlich gut auf die Herausforderung vorbereitet. So dürfte das von einem Bürgerkrieg geplagte Libyen momentan nicht in der Lage sein, Maßnahmen gegen den Wassermangel zu ergreifen. Selbiges gilt für den Jemen. Auf der anderen Seite dürfte Saudi-Arabien über ausreichend Geld verfügen, um im Zweifelsfall Wasser in großen Mengen zu importieren. Israel wiederum hat in den letzten Jahren massiv in Entsalzungsanlagen investiert und ist daher nicht so stark auf die Grundwasserreserven angewiesen. Auf Platz 16 der am stärksten betroffenen Länder steht zudem Indien. Hier sind auch die mit Abstand meisten Menschen betroffen: Auf dem Subkontinent leben dreimal so viele Einwohner wie in allen anderen sechzehn betroffenen Ländern zusammen.


Die Landwirtschaft verbraucht mit Abstand am meisten Wasser

Verschärft wird das Problem durch die Tatsache, dass der Wasserverbrauch jedes Jahr weiter ansteigt. Global ist hier seit den 1980er Jahren ein Anstieg um rund ein Prozent jährlich zu beobachten. Die Gründe dafür liegen vor allem im Bevölkerungszuwachs und in der zunehmenden Urbanisierung. Der Klimawandel verbessert die Situation zudem nicht gerade, weil beispielsweise an besonders heißen Tagen viel Wasser verdunstet. Die Folgen von Wasserkrisen können durchaus dramatisch sein. So ist beispielsweise die Landwirtschaft der mit Abstand größte Verbraucher von Wasser. Umgekehrt bedeutet dies: Zu wenig Wasser sorgt für Ernährungskrisen. Dies wiederum befeuert die Migration, kann zu kriegerischen Auseinandersetzungen führen und bringt finanzielle Instabilität mit sich.

Via: FAZ

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