Regenwälder werden oft als „grüne Lunge“ der Erde bezeichnet. Folgt man diesem sprachlichen Bild, droht unserem Planeten mindestens eine schwere Lungenkrankheit. Denn fast überall auf der Welt sind die Regenwälder bedroht – durch Feuer, illegale Rodungen oder Infrastrukturprojekte. Ganz neu ist dieses Phänomen allerdings nicht. Denn in der malaysischen Provinz Sabah auf der Insel Borneo wurde ein Stück Regenwald bereits in den 1980er Jahren beinahe vollständig gerodet. Erst als es eigentlich schon zu spät war, wurde das Gebiet dann unter Schutz gestellt. Anschließend nutzten Forscher der ETH Zürich den zerstörten Regenwald für eine Langzeitstudie. So überließen sie einen Teil des gerodeten Gebiets einfach sich selbst. Auf den anderen Flächen führten sie hingegen einfache Renaturierungsmaßnahmen durch. So wurden einheimische Bäume gepflanzt oder Lianen zurück geschnitten.


Bild: K. Yoganand / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)

Menschliche Renaturierungsmaßnahmen beschleunigen die Erholung

Jetzt – rund dreißig Jahre später – wurde eine erste Bilanz gezogen. Das erfreuliche Ergebnis: Die Renaturierung verlief erfolgreicher als gedacht. So sorgte alleine die natürliche Regeneration dafür, dass pro Hektar und Jahr 2,9 Tonnen Kohlenstoff an oberirdischer Biomasse aufgebaut wurde. Damit wurde der Beweis erbracht: Es ist fast nie zu spät, um gefährdete Wälder doch noch zu schützen. Die Regenerationsfähigkeiten der Natur sind erstaunlich. Die Studie erbrachte aber noch ein zweites erfreuliches Ergebnis: Die menschliche Unterstützung bei der Renaturierung beschleunigte den Erholungsprozess sogar. Denn auf diesen Flächen wurde sogar bis zu 4,4 Tonnen Kohlenstoff an oberirdischer Biomasse pro Jahr und Hektar aufgebaut. Durch die menschliche Unterstützung erhöhte sich die aufgebaute Biomasse also um den Faktor 1,5. Dies zeigt: Renaturierungen sind keineswegs ein hoffnungsloses Unterfangen.

Der Preis für Kohlenstoff im Emissionshandel ist zu niedrig

Wie so oft ist es also eine Frage des Geldes und des politischen Willens. Denn auch dies brachte die Studie zum Vorschein: Rein betriebswirtschaftlich betrachtet, lohnt sich die Renaturierung nicht. Dies liegt daran, dass der Preis für Kohlenstoff im Emissionshandel aktuell zu niedrig ist, um dadurch die Kosten der Wiederaufforstung zu finanzieren. Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht macht es aber natürlich sehr wohl Sinn, die Regenwälder zu schützen und im Notfall wieder aufzuforsten. Denn es handelt sich um die mit Abstand preiswerteste Form der CO2-Speicherung. Auch in anderen Teilen der Welt ist es schon gelungen, eigentlich zerstörten Regenwald wieder zum Leben zu erwecken. So hat ein Ehepaar in Brasilien im Alleingang rund 7.000 Hektar Regenwald wieder aufgeforstet. Grundsätzlich gilt aber natürlich: Am besten ist es, den noch intakten Regenwald so gut wie möglich zu schützen.


Via: Der Standard

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