Wenn ein größeres Windpark-Projekt geplant wird, gibt es immer auch Widerstand aus der lokalen Bevölkerung. Der Hauptkritikpunkt ist stets, dass die Windräder die Landschaft verschandeln. Außerdem kommt es vor, dass sie Vögel töten. Allerdings scheinen dies nur kleine Negativpunkte auf dem Weg in eine CO2-freie Zukunft zu sein. Eine neue Studie legt aber nahe, dass Windräder im großen Stil die globale Erwärmung eher beschleunigen als verlangsamen.


Windenergie Windräder
Foto: Wind power, Håkan Dahlström, Flickr, CC BY-SA 2.0

Windfarmen verstärken kurzfristig die Erderwärmung

Durchgeführt wurde die Studie von zwei Forschern der School of Engineering and Applied Sciences der Harvard University. Diese kamen zu dem Ergebnis, dass die Substitution der klassischen Energiequellen durch Windenergie für die komplette USA den Effekt hätten, dass natürliche Windströme gestört würden, die die Erde abkühlen.

Die Simulation in einem Model führte die Forscher zu der Annahme, dass die Menge an Windrädern, die benötigt werden würde, um die komplette USA mit Windenergie zu versorgen, den Planeten in diesem Jahrhundert um etwa 0,25 Grad Celsius erwärmen würde. Die gegenläufig sinkenden CO2-Emissionen würden die Erwärmung dagegen nur um 0,1 Grad verlangsamen. Unterm Strich würde die Maßnahme die Erwärmung der Temperatur auf der Erde eher beschleunigen als verlangsamen.


The jump from no wind turbines to low density wind turbines cause the most temperature effect per unit energy generation„, so Lee Miller, einer der Forscher hinter der Studie. Der Anstieg des Effekts wurde immer schwächer, je mehr Windturbinen in die Simulation eingefügt wurden. Wenn also auf Windenergie gesetzt wird, dann könnte man das auch gleich richtig tun.

Erneuerbare Energien sind es dennoch wert

Käme statt der Windenergie Sonnenenergie zum Einsatz, läge die Erwärmung bei etwa einem Zehntel des Werts, der in der Simulation mit den Windrädern errechnet wurde. Erneuerbare Energien können also auch dann als Lösung für die Energieprobleme der Erde gesehen werden, wenn man annimmt, dass die Forscher mit ihren Simulationen richtig liegen.

Es ist nicht das erste Mal, dass Wissenschaftler zu der Erkenntnis kommen, dass Windfarmen den Planeten aufheizen. Allerdings besteht in der wissenschaftlichen Community (inklusive der beiden Harvard-Forscher) Einigkeit darüber, dass Windenergie nicht nur sauberer als Energie aus fossilen Brennstoffen ist, sondern auf lange Sicht gesehen auch besser für den Planeten. In den Modellen, die in der Studie zum Einsatz kamen, geht es eher um die Effekte von Windenergie auf die unmittelbare Zukunft. Außerdem bestehen Zweifel daran, wie genau die eingesetzten Modelle sind, was unter anderem daran liegt, dass die Vorhersage der Auswirkungen der Rotoren von Windkraftanlagen auf Windströmungen extrem schwer bestimmbar sind.

Nicht zuletzt kann man der Studie entgegenhalten, dass die Auswirkungen der Extraktion fossiler Brennstoffe aus dem Boden nicht mit einbezogen wurden. Und die Ergebnisse dieser Studie ändern auch nichts an der Tatsache, dass fossile Brennstoffe keinesfalls die Zukunft sind.

via Futurism

4 Kommentare

  1. Hubert

    8. Oktober 2018 at 13:30

    Wenn Windparks den Wind bremsen und die Kühlung des Planeten verhindern – was tun dann Wälder, die aufgeforstet werden? Nachdem ohnehin Millionen von Hektar an Wald zerstört wird, die hier in der Berechnung nicht miteinfließen, bin ich der Meinung dass das Ergebnis der Studie falsch ist.

  2. Seline

    9. Oktober 2018 at 17:43

    Das gilt aber nur, wenn man diese riesen Windräder verwendet. Ganz viele, kleine Windräder, 30 cm groß, haben nicht diesen Effekt. Außerdem machen die schmutzigen Energien viel mehr aus als nur CO2. Methan, NOx, Dioxin, Ruß….

  3. Joachim

    9. Oktober 2018 at 18:56

    Windfarmen kühlen !
    Alles was den Wind bremst wandelt die kinetische Energie der Luft in andere Energieformen um. Windparks wandeln die Energie zu über 95% in elektrische Energie um, den Rest in Wärme. Unbewegliche Hindernisse wandeln die Windenergie (soweit sie dort abgebremst wird) komplett in Wärme um.
    Heißt in der Summe: Windfarmen kühlen !
    Dass man lokal im Windpark eine Temperaturerhöhung messen kann, ist – so die Autoren in der Zusammenfassung selbst – „..zum Teil auf die Vermischung der Grenzschichten -“ zurück zu führen (andere Effekte werden zumindest in der Zusammenfassung nicht genannt). Mithin ein lokaler Effekt im Windpark, der dann einfach hochgerechnet wird ohne die entnommene kinetische Energie zu berücksichtigen, die jetzt anderswo eben nicht mehr in Wärme umgewandelt wird.
    Ein schönes Beispiel für Fake-News mit wissenschaftlichem Anstrich.

  4. Alexander Trisko

    10. Oktober 2018 at 07:07

    „Ein schönes Beispiel für Fake-News mit wissenschaftlichem Anstrich.“

    „Fake News“ bezeichnet eine Berichterstattung, die an den Fakten vorbei geht. Das ist hier nicht der Fall. Die Studie existiert, und wie dem grafischen Abstrakt zu entnehmen ist, spricht sie Windfarmen mehr als nur einen lokalen Effekt zu, sondern beschreibt einen Erwärmungseffekt für die kontinentalen USA. Das ist ein sehr weit gefasster „lokaler Effekt“. Über genau dieses Ergebnis, zu dem die Forscher kamen, geht es in dem Artikel.

    „Dass man lokal im Windpark eine Temperaturerhöhung messen kann, ist – so die Autoren in der Zusammenfassung selbst – „..zum Teil auf die Vermischung der Grenzschichten -“ zurück zu führen (andere Effekte werden zumindest in der Zusammenfassung nicht genannt). Mithin ein lokaler Effekt im Windpark, der dann einfach hochgerechnet wird ohne die entnommene kinetische Energie zu berücksichtigen, die jetzt anderswo eben nicht mehr in Wärme umgewandelt wird.“

    Anders als du habe ich bewusst auf eine kritische Auseinandersetzung mit der Methodik der Studie verzichtet, alldieweil ich diese ebensowenig wie du kenne (und mir persönlich dann auch der entsprechende akademische Hintergrund fehlt, ich bin in den Rechtswissenschaften zu Hause). Was du dort anhand des Abstrakts betreibst, ist reine Spekulation und hat mit Wissenschaft nichts zu tun.

    Der Artikel fokussiert das Ergebnis der Studie, welches anhand des grafischen Abstrakts klar erkennbar ist. Der „Fake-News“ Vorwurf geht hier fehl.

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