Deutschland wird in den nächsten Jahren deutlich mehr Wasserstoff benötigen als in der Vergangenheit. So gehen Schätzungen der Bundesregierung davon aus, dass der Bedarf bis zum Jahr 2030 auf 90 bis 110 Terawattstunden jährlich steigen wird. Zum Vergleich: Aktuell liegt der Verbrauch bei 57 Terawattstunden. Allerdings wird der Wasserstoff bisher mithilfe von Gas, Erdöl oder Kohle hergestellt. Er ist daher nicht klimaneutral. Zukünftig soll aber ausschließlich grüner Wasserstoff verwendet werden, der mithilfe von Erneuerbaren Energien gewonnen wurde. Deutschland selbst wird aber nicht in der Lage sein, diese Mengen zu produzieren. Stattdessen dürfte ein Großteil des wertvollen Gases importiert werden müssen. Deshalb hat die Bundesregierung Partnerschaften mit verschiedenen Ländern – etwa Marokko, Saudi-Arabien oder Australien – ins Leben gerufen. Wie dies aussehen könnte, zeigt sich nun am Beispiel der Vereinigten Arabischen Emirate: Das Land hat die erste Testlieferung erfolgreich nach Deutschland gebracht.


Der Transport erfolgte in Form von Ammoniak

Der Transport erfolgte per Schiff und landete zunächst im Hamburger Hafen. Dort musste allerdings kein Wasserstoff entladen werden. Vielmehr wurde das Gas vor dem Transport in Ammoniak verwandelt. Dieser kann in Deutschland entweder direkt in der Chemieindustrie verwendet werden. Oder er wird wieder in Wasserstoff verwandelt und ersetzt Erdgas in der Industrieproduktion. Die zwischenzeitliche Umwandlung geschieht, weil der Transport von Wasserstoff per Schiff sehr aufwändig ist. Ammoniak wird hingegen schon heute regelmäßig verschifft, sodass einfach die etablierten Logistik-Strukturen genutzt werden können. Die erste Testlieferung wird nun vom Hafen an den Kupferproduzenten Aurubis geliefert. Dieser hofft mithilfe von Wasserstoff, die sehr energieintensive Kupferherstellung klimaneutral gestalten zu können. Ähnliche Hoffnungen werden auch in der Stahlindustrie und bei der Zementproduktion mit dem Gas verbunden. Eine Umstellung der Produktion ist aber nur sinnvoll, wenn dann auch ausreichend grüner Wasserstoff zur Verfügung steht.


Bisher produzieren die Emirate blauen Wasserstoff

Bisher ist dies nicht der Fall. Denn auch die Lieferung aus den Vereinigten Arabischen Emiraten basiert nur auf einer Art Zwischenlösung. So wurde der Wasserstoff nicht per Elektrolyse mithilfe von Ökostrom gewonnen. Stattdessen kam die herkömmliche und eigentlich nicht klimaneutrale Produktionsmethode der Dampfreformierung zur Anwendung. Die dabei entstandenen CO2-Emissionen sollen aber eingefangen und dauerhaft gespeichert werden, so dass sie keine klimaschädliche Wirkung entfalten können. Experten sprechen hier von blauem Wasserstoff. Dieser ist besser als der bisher in Deutschland verwendete graue Wasserstoff, stellt aber nur eine Übergangslösung dar. Langfristig soll in den Emiraten dann vor allem Solarenergie genutzt werden, um wirklich grünen Wasserstoff herzustellen. Die Voraussetzungen in dem Land sind ideal für die Produktion von billigem Solarstrom: Es gibt viel Sonne, ausreichend freie Flächen und genug Geld um die nötigen Anfangsinvestitionen zu stemmen.

Via: Handelsblatt

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