Dass Doug Olson heute noch lebt, ist ein echtes Wunder. Denn vor rund zehn Jahren litt er an chronischer lymphatischer Leukämie. Die klassischen Behandlungsmethoden waren nicht erfolgreich. Er wurde daher für eine experimentellen Krebstherapie zugelassen. Als einer der ersten Patienten weltweit bekam er eine sogenannte CAR-T-Zellen-Therapie. Bei dieser Behandlungsmethode werden dem Patienten zunächst einige T-Zellen des Immunsystems entnommen. Anschließend werden diese gentechnisch verändert. Das Ziel: Die Zellen sollen chimärische Antigenrezeptoren – kurz: CAR – entwickeln und dadurch in die Lage versetzt werden, Krebszellen zu erkennen. Dies wiederum ist die Voraussetzung, um diese dann zu zerstören. Die behandelten T-Zellen werden dann per Infusion zurück in den Körper des Patienten gebracht. Dort sollen sie im Idealfall dauerhaft verbleiben und mögliche Krebszellen frühzeitig eliminieren. Genau dies scheint bei Olson extrem gut funktioniert zu haben.


Krebszellen
T-Zellen beim Angriff auf eine Krebszelle. Foto: Killer T cells surround a cancer cell, NIH Image Gallery, Flickr, CC BY-SA 2.0

Zehn Jahre nach der Behandlung ist der Krebs noch nicht zurückgekehrt

Denn schon wenige Wochen nach der Therapie konnten im Körper des Patienten keine Krebszellen mehr nachgewiesen werden. Dies alleine stellte schon einen gewaltigen Erfolg dar. Die behandelnden Ärzte warnten allerdings vor zu viel Euphorie. Denn es war völlig unklar, wie lange der Effekt anhalten würde. Wer länger in der Krebsforschung aktiv ist, entwickelt hier eine gewisse Grundskepsis. Denn der Weg zu einer erfolgreichen Krebstherapie ist in der Regel mit zahlreichen Rückschlägen gepflastert. Bei Olson war dies allerdings nicht der Fall. Inzwischen, rund zehn Jahre nach der Behandlung, kann man sagen: Der Krebs ist noch immer nicht zurückgekehrt. Olson arbeitet wieder in seinem ursprünglichen Beruf und läuft sogar Halbmarathons. Selbst die ursprünglich skeptischen Ärzte sind sich daher inzwischen sicher: Mit den gentechnisch veränderten T-Zellen kann Leukämie tatsächlich geheilt werden. Mittlerweile wurde das Verfahren daher auch offiziell zugelassen.

Die Antwort des Immunsystems verändert sich im Laufe der Jahre

Allerdings ist die Therapie keineswegs immer erfolgreich. Zu Beginn konnte beispielsweise nur bei 25 bis 30 Prozent der Patienten das vollständige Verschwinden der Krebszellen beobachtet werden. Inzwischen hat man die einzelnen Behandlungsschritte weiter verbessert und so den Wert noch einmal signifikant erhöht. Noch immer ist aber weitgehend unklar, warum die Therapie bei einigen Patienten erfolgreich ist und bei anderen nicht. Auch deshalb wurden bei Olson im Laufe der Jahre immer wieder Blutproben entnommen und analysiert. Dabei konnten durchaus interessante Erkenntnisse gewonnen werden. So konnten unmittelbar nach der Behandlung große Mengen an CD8+-T-Zellen nachgewiesen werden. Diese sogenannten Killerzellen attackieren Zellen, die unbekannte Proteine auf ihrer Oberfläche haben. Im Laufe der Jahre wurden die CD8+-T-Zellen dann aber größtenteils durch CD4+-T-Zellen ersetzt. Diese übernehmen vielfältige Aufgaben in der Immunabwehr – und attackierten bei Olson ebenfalls die Leukämiezellen.


Via: Nature

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