Auch erfahrene Wissenschaftler stoßen manchmal auf Messwerte, die sie in Erstaunen versetzen. So ging es beispielsweise Forschern, die das Schmelzwasser von grönländischen Gletschern untersuchten. Eigentlich gingen sie davon aus, dass auf diese Weise vor allem Eisen und andere wertvolle Nährstoffe in die umliegenden Gewässer gelangen. Tatsächlich war aber vor allem ein Wert extrem stark erhöht: Der des Schwermettalls Quecksilber. Dies ist bedenklich, weil die Substanz als hochgiftig gilt und das Nervensystem schädigen kann. Es handelt sich zudem um ein heimtückisches Gift. Denn das Schwermetall reichert sich zunächst schleichend im Körper an, bis die ersten gesundheitlichen Schäden auftreten. Grundsätzlich kommt Quecksilber auch in der Natur vor. Der weitaus größte Teil gelangt aber durch den Menschen in die Umwelt. So entsteht das Schwermetall beispielsweise bei der Zementherstellung und der Müllverbrennung.


Bild: Ansgar Walk / CC BY-SA (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)

Das Schwermetall gelangt so verstärkt in die Nahrungsketten

Die Messwerte der Forscher sind nun gleich doppelt bedenklich. Zum einen sind die Messwerte außergewöhnlich hoch. Beim gelösten Quecksilber beispielsweise wurde noch nie zuvor eine solche hohe Konzentration in der freien Natur gemessen. Auch beim an Feststoffe gebundenen Quecksilber lagen die Werte bedenklich hoch: Diese entsprachen in etwa den Messungen in den am stärksten verschmutzten Flüssen Asiens. Hinzu kommt: Das Schwermetall verbreitet sich mit dem Schmelzwasser in der gesamten Region. So wurden auch in den Fjorden stark erhöhte Konzentrationen festgestellt. Die dort lebenden Tiere dürften somit einer deutlich stärkeren Belastung ausgesetzt sein als bisher angenommen. Über die verschiedenen Nahrungsketten könnte das Schwermetall dann letztlich sogar bis zum Menschen gelangen. Erste Schätzungen auf Basis der vorgenommenem Messungen gehen davon aus, dass jährlich mit dem Schmelzwassers bis zu 42 Tonnen Quecksilber ins Meer gelangen.

Es handelt sich vermutlich um ein natürliches Phänomen

Bleibt die Frage zu klären, woher die unerwartet hohe Konzentration im Gletscherwasser stammt. Theoretisch wäre auch hier der Mensch als Ursache denkbar. Dann nämlich, wenn es sich um Ablagerungen auf der Oberfläche der Gletscher handeln würde. Allerdings ist die Quecksilber-Konzentration in der Luft über Grönland dafür deutlich zu niedrig. Außerdem waren die Werte innerhalb des sogenannten Gletschermehls am höchsten. Dabei handelt es sich um durch den Gletscher zermahlenes und weggespülte Sediment. Aufgrund dieser Beobachtung gehen die Forscher davon aus, dass das Gestein unterhalb der Schnee- und Eisschicht die entscheidende Rolle spielt. Aber auch wenn der Mensch in diesem Fall nicht verantwortlich ist, bleibt die Entdeckung doch nicht ohne Auswirkungen. Denn wenn nun mehr Quecksilber auf natürliche Art und Weise in die Ökosysteme gelangt, kann dies nur ausgeglichen werden, wenn die menschliche Produktion zurückgefahren wird.


Via: Nature

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