Auch die Tierwelt ist von Epidemien betroffen, doch fällt es schwer, in wild lebenden Populationen für einen hohen Impfschutz zu sorgen. Alle Tiere einzeln einzufangen und medizinisch zu versorgen, das funktioniert im Normalfall nicht und verursacht bei den betroffenen Lebewesen unverhältnismäßig viel Stress. Jetzt überlegen Forscher, ob sie ein altes Projekt wieder zum Leben erwecken: die Impfung per Ansteckung.


Ansteckende Impfung für Schweine?

Damit ließe sich die Gefahr von Zoonosen verringern

Eine Immunisierung, die sich in einer Tierpopulation selbständig ausbreitet, diese Idee stammt aus den 80er Jahren. Damals befassten sich verschiedene Studien in Spanien und Australien mit der ansteckenden Impfung. Zur Jahrtausendwende fand ein Test auf einer abgelegenen spanischen Insel statt, Wissenschaftler »infizierten« wildlebende Hasen mit einer Impfsubstanz. Eine Freigabe für diese Technologie erfolgte nie, weil sich die Ausbreitung in freier Wildbahn kaum kontrollieren lässt. Durch das Auftreten von Zoonosen wie Covid-19 kommt das alte Konzept wieder auf den Tisch. Denn damit ließen sich nicht nur Epidemien innerhalb von Tierbeständen verhindern, sondern mit etwas Glück auch der Übergang auf den Menschen.

Thesenpapier in der Zeitschrift »Science« erschienen

Die Zeitschrift Science veröffentliche am 6. Januar ein entsprechendes Thesenpapier, verfasst von verschiedenen Fachleuten, darunter Margret Engelhardt vom Bundesamt für Naturschutz und Dr. Guy Reeves vom Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie in Plön. Die Autoren bekennen sich zu einem vorsichtigen Ansatz, der auch die Gefahren dieser Art von Impfung mit berücksichtigt. Darum mahnen sie an, alle möglichen Folgen solcher medizinischer Maßnahmen genau zu eruieren und entsprechende Regularien festzulegen. In Spanien gibt es nach langer Pause wieder ein Forschungsprojekt mit Schweinen, die in einer isolierten Population leben. Sie erhalten verbreitungsfähige, aber harmlose Viren, die als Impfung gegen die Afrikanische Schweinepest dienen.


Reeves äußert sich zum Wiederaufleben der Impf-Idee: »Wir wollen wissen: Was hat sich seit den Erkenntnissen der Neunzigerjahre geändert und wieso werden diese Ergebnisse in den aktuellen Projekten nicht berücksichtigt?« Die Aufarbeitung der alten Erkenntnisse steht also an, ebenso wie internationale Gespräche zu diesem Thema. Ansteckende Impfungen machen nun einmal nicht vor Landesgrenzen halt, in diesem Fall ist also Einigkeit gefragt.

Quelle: nationalgeographic.de 

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