In den letzten Wochen und Monaten ist durch die Chipkrise sehr deutlich geworden, in welchem Maße wir diesbezüglich von Asien abhängig sind. Da passt das EU-Projekt zum Wiederanschluss an die neueste Chipfertigungstechnologie im Grunde gut ins Bild. Die Stiftung Neue Verantwortung warnt indes davor, durch das Projekt Geld aus dem Fenster zu werfen.


Moderne Chips aus Europa

Im Rahmen des „Important Project of Common European Interest“ (kurz IPCEI) sollen in Europa ab 2025 wieder moderne Chips produziert werden. Dies will die EU sich bis zu 145 Milliarden Euro innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre kosten lassen. Im Rahmen des Projekts sollen europäische Unternehmen gefördert werden, die Chipdesigns entwerfen. Außerdem soll die Entwicklung moderner Fertigungsprozesse sowie der Bau entsprechender Produktionsstätten gefördert werden. Dabei sind bereits 2-Nanometer-Fertigungsprozesse geplant. Allein der Bau einer solchen Produktionsstätte dürfte zweistellige Milliardenbeträge erfordern. Bisher fertigen europäische Hersteller mit älterer Prozesstechnik ab 20 Nanometer.


Bisher ist noch unklar, ob für das IPCEI Partner wie TSMC oder Samsung gewonnen werden sollen oder ob tatsächlich eine komplett eigene Fertigung auf die Beine gestellt werden soll. Wenn die EU sich für einen kompletten Alleingang entscheidet, dürfte das etwa zehn Jahre in Anspruch nehmen. Mit kompetenten Partnern, die allerdings wieder aus Asien kämen, wären schnellere Erfolge zu erreichen.

Ein dem europäischen IPCEI-Programm entsprechendes Projekt gibt es etwa in den USA bereits – in Form des Chips for America Act, mit dem die USA die heimische Produktion von Halbleitern wieder hochfahren wollen.

Kritik der Stiftung Neue Verantwortung

Seitens der Stiftung Neue Verantwortung gibt es Kritik an dem Projekt. Das IPCEI-Programm könne zum Milliardengrab werden, so die Warnung. Neben vielen anderen Voraussetzungen, die für die Fertigung neuester Siliziumchips vorhanden sein müssen, fehle es in Europa vor allem an der ausreichenden Nachfrage nach dieser Fertigungstechnik.

Laut Jan-Peter Kleinhans, Projekt Direktor Technology and Geopolitics bei der Stiftung Neue Verantwortung in Berlin, gäbe es in den USA zahlreiche Firmen, die in Massen neueste Halbleiterelemente in Asien fertigen lassen, darunter etwa AMD, Apple und Qualcomm. In Europa ist diese Nachfrage eher klein. Sie beläuft sich laut Kleinhans lediglich auf 6 Prozent für Prozesstechnik mit 7-Nanometer-Strukturen und 8 Prozent für 5 Nanometer. Im Vergleich zur US-Konkurrenz seien die Aufträge verschwindend gering, da meist auf ältere Fertigungsprozesse zurückgegriffen werden könne. Den Fokus auf 2-Nanometer-Fertigungstechnologien hält Kleinhans daher für einen teuren Irrweg.

via Stiftung Neue Verantwortung

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