Baumaschinen müssen teilweise gewaltige Massen bewegen. Heutzutage sind sie daher zumeist mit einem Dieselmotor ausgestattet. Denn dieser bietet die beste Kombination aus Zuverlässigkeit und Leistungsstärke. Perspektivisch müssen aber auch hier aus Gründen des Klimaschutzes Alternativen gefunden werden. Theoretisch wäre vermutlich ein Wasserstoff-Antrieb die beste Lösung. Doch bisher gibt es zumindest bei Baggern keine serienreifen Angebote der etablierten Hersteller. Ein Projekt in den Niederlanden zeigt nun aber immerhin, dass der Ansatz grundsätzlich funktioniert. Dort hat die Spezialfirma Zepp Solutions gemeinsam mit dem Unternehmen Terberg Techniek einen Liebherr-Bagger des Modells 916 Litronic entsprechend umgerüstet. Dazu wurde zunächst der Dieselmotor inklusive Tank entfernt. Anschließend bauten die Techniker das eigens entwickelte Y50-Brennstoffzellensystem ein. Mit diesem wird Wasserstoff in Strom umgewandelt, mit dem dann ein Elektromotor angetrieben wird. Die Netto-Nennleistung des Systems liegt bei 50 Kilowatt bei einem Wirkungsgrad von 47 Prozent. Beide Werte sind durchaus beachtlich.


Bild: Zepp Solutions

Die Fahrzeuge können in die existierenden Arbeitsabläufe integriert werden

Zumal es sich nicht um theoretische Angaben aus dem Labor handelt. Vielmehr sind die beiden umgerüsteten Bagger inzwischen seit mehr als sechs Monaten bei dem niederländischen Bauunternehmen Jos Scholman im Einsatz. Die Mitarbeiter dort bestätigen, dass die Maschinen konstant ihre Leistung bringen und genauso genutzt werden können wie vor dem Umbau. Dies ist wichtig, weil die Integration neuer Antriebsformen immer einfacher ist, wenn dafür nicht die eingespielten Arbeitsweisen angepasst werden müssen. Bei einem reinen Elektroantrieb mit Akku wäre dies vermutlich der Fall, weil regelmäßige Ladezeiten einkalkuliert werden müssten. Die umgebauten Wasserstoff-Tanker haben zudem auch keine Angst vor Schmutz und Staub der Baustellen: Das Brennstoffzellensystem ist nach IP67 sowohl vor Wasser als auch vor Staub geschützt. Solange der Bagger also mit grünem Wasserstoff betankt wird, arbeitet er lokal vollkommen emissionsfrei. Auch die Belastung in Sachen Luftverschmutzung fällt deutlich geringer aus.

Der Aufbau der benötigten Infrastruktur ist eine Herausforderung

Terberg Techniek hat in diesem Bereich zudem bereits deutlich weitergehende Pläne. So wurde ein spezieller Umbausatz entwickelt, der bei verschiedenen Baumaschinen zum Einsatz gebracht werden kann. Theoretisch könnten so also nach und nach immer mehr schwere Maschinen umwelt- und klimafreundlich umgerüstet werden. Grundsätzlich ist die nachträgliche Umrüstung aber natürlich nur die zweitbeste Lösung. Noch besser wäre es, wenn man die Maschinen direkt mit Wasserstoff-Antrieb kaufen könnte. Bis hier aber entsprechende Angebote auf den Markt kommen, dürfte noch einiges an Zeit vergehen. Zumal es auch hier wieder das Henne-Ei-Problem gibt. Die Hersteller verweisen darauf, dass es bisher zu wenig Infrastruktur in Form von Wasserstoff-Tankstellen und Pipelines gibt. Der Ausbau der Infrastruktur wiederum ergibt nur Sinn, wenn dann auch ausreichend entsprechende Fahrzeuge auf dem Markt sind. Die nachträgliche Umrüstung kann hier eine Art Brücke darstellen, um diese Problematik zu überwinden.


Via: Zepp

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