In den letzten Jahren ist das Thema des Insektensterbens immer stärker in den Fokus gerückt. Dies ist auch richtig und wichtig. Denn die Folgen könnten dramatisch sein. So sind die Tiere nicht nur Teil der Nahrungskette, sondern übernehmen auch zahlreiche wichtige Aufgaben innerhalb des Ökosystems: Ohne Insekten würden die bisher funktionierenden Stoffkreisläufe auf der Erde zusammenbrechen. Auf der anderen Seite führt der Begriff aber auch ein wenig in die Irre. Denn von den Problemen sind keineswegs alle Insektenarten gleich stark betroffen. Vielmehr haben Untersuchungen gezeigt, dass einige Arten sogar neue Lebensräume erschließen konnten und sich die Populationen so erhöhten. Dennoch ist in Deutschland die Biomasse aller fliegenden Insekten in den letzten 27 Jahren um 76 Prozent zurückgegangen.


Eine Honigbiene entfernt sich von einer Blüte

Fünf Punkte befördern das Insektensterben besonders stark

Eine große Überblicksstudie hat nun fünf Faktoren herausgearbeitet, die besonders stark zum Problem des Insektensterbens beitragen:


1. Die intensive Landwirtschaft: Wirklich überraschen dürfte dieser Punkt niemanden mehr. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Landwirtschaft in vielen Ländern professionalisiert. Damit einher ging aber eben auch ein Rückgang der Insektenpopulationen. Verantwortlich dafür sind verschiedene Effekte. Zum einen sorgen die angelegten Monokulturen dafür, dass sich das Nahrungsangebot für die kleinen Tiere verringert. Der Einsatz von Dünger wiederum erhöht den Nitratgehalt, womit viele Insekten ebenfalls nicht zurechtkommen. Viel diskutiert wurde zudem bereits über Pestizide, die nicht nur Schädlinge, sondern eben auch viele Insekten töten.

2. Unkontrollierte Waldrodungen: Insbesondere in den Tropen werden zudem etablierte Ökosysteme einfach zerstört, um dort ebenfalls Landwirtschaft betreiben zu können. Die dort lebenden Insektenarten verlieren dadurch ihre Lebensgrundlage. Verantwortlich dafür sind aber nicht nur die Staaten vor Ort. Vielmehr werden die Flächen in der Regel genutzt, um dort Exportprodukte wie Soja oder Ölpalmen anzubauen. Auch der Verbraucher in der westlichen Welt hat hier also eine gewisse Verantwortung.

3. Verschmutzte Gewässer: Studien haben hier einen recht eindeutigen Zusammenhang belegt. Überall wo neue Vorschriften zum Gewässerschutz verabschiedet und kontrolliert wurden, erhöhte sich anschließend auch die Zahl der Insekten. Der Schutz von Gewässern scheint also nicht nur den unmittelbar darin wohnenden Tieren zu nützen. Diese Erkenntnis könnte genutzt werden, um mit vergleichsweise leicht umzusetzenden Maßnahmen den Insektenschutz voranzutreiben.

4. Die Lichtverschmutzung: In Städten wird in der Regel keine Landwirtschaft betrieben. Trotzdem ist auch dort die Zahl der Insekten in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Forscher machen dafür das Phänomen der Lichtverschmutzung verantwortlich. Zu viele Lichtquellen in der Nacht irritieren die Tiere und stören deren Biorhythmus. Auch dies trägt zum Rückgang der Insekten-Populationen bei.

5. Der Klimawandel: Die vier bisher genannten Punkte lassen sich direkt auf das Verhalten des Menschen zurückführen. Allerdings gibt es aus hochgelegenen Gebieten Kaliforniens auch eine darüberhinausgehende Beobachtung. Denn dort leben nur wenig Menschen und es wird kaum Landwirtschaft betrieben. Dennoch sank auch hier die Zahl der Insekten. Verantwortlich dafür sind die Folgen des Klimawandels, an die sich viele Arten nicht schnell genug anpassen können.

Der Mensch muss sein Verhalten ändern

Die Analyse der Forscher soll vor allem dazu dienen, entsprechende Gegenmaßnahmen ableiten zu können. Zahlreiche Länder haben auch schon Schritte in diese Richtung unternommen. So wurden beispielsweise bestimmte Pestizide in der Landwirtschaft schlicht verboten. Insbesondere in Europa hat aber auch der Gewässerschutz in den letzten Jahrzehnten an Bedeutung gewonnen. Andere Aspekte – etwa die Problematik der Lichtverschmutzung – stehen hingegen noch nicht so stark im Fokus. Klar dürfte aber sein, dass sich die Zahl der Menschen auf der Erde in den nächsten Jahren nicht verringern wird. Vielmehr ist ein weiteres Wachstum zu erwarten. Das Problem des Insektensterbens kann also nur gelöst werden, wenn der Mensch einige Verhaltensmuster überdenkt und verändert. Die wissenschaftlichen Studien zeigen, wo am effektivsten angesetzt werden könnte.

Via: Süddeutsche Zeitung

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