Die Supercomputer sind in den letzten Jahren immer leistungsfähiger geworden. Doch diese Entwicklung wird sich nicht ewig fortsetzen lassen. Dafür sorgen schon physikalische Grenzen. Weltweit wird daher mit Hochdruck an Quantencomputern geforscht. Diese arbeiten nicht mit klassischen Bits, die entweder den Zustand 0 oder 1 annehmen können. Stattdessen kommen sogenannte Qubits zum Einsatz. Diese können beide Zustände gleichzeitig annehmen. Theoretisch sind Quantencomputer daher deutlich leistungsfähiger als selbst die besten Supercomputer. Noch allerdings steht diese Entwicklung ganz am Anfang. Zwar wurde schon mehrmals die sogenannte Quantenüberlegenheit verkündet. Doch dies gilt bisher nur für speziell konzipierte Aufgabenstellungen. In der Praxis sind Supercomputer hingegen in der Regel noch deutlich besser zu gebrauchen. Trotzdem möchte die Bundesregierung bei einer solch vielversprechenden Technologie nicht den Anschluss verpassen. Sie stellt daher insgesamt zwei Milliarden Euro für verschiedene Projekte zur Verfügung.


China und die Vereinigten Staaten haben schon einen Technologievorsprung

Davon werden 1,1 Milliarden Euro durch das Wissenschaftsministerium verteilt. Den Rest vergibt das Wirtschaftsministerium. Aus diesen staatlichen Töpfen fließen nun vierzig Millionen an ein Forschungsprojekt im bayerischen Garching. Dort soll innerhalb der nächsten fünf Jahre ein Quantencomputer „made in Europe“ entstehen. Diese Namensgebung zeigt: Es soll nicht einfach ein Quantencomputer eingekauft werden, sondern es geht vor allem darum, eigene Expertise aufzubauen. Dafür ist es allerdings auch höchste Zeit. Denn bisher wird das Thema Quantencomputer vor allem von den Vereinigten Staaten und China dominiert. Der in Deutschland geplante Rechner soll nun zunächst auf eine Leistung von 100 Qubit kommen, die jeweils individuell angesteuert werden können. Der Quantencomputer made in Europe wird von der deutsch-finnischen Firma IQM gebaut und wurde zudem so konzipiert, dass er später auf bis zu 500 Qubits skaliert werden kann.


Wichtig sind auch konkrete Anwendungen

Zum Vergleich: Das von IBM entwickelte System Quantum Eagle soll dieses Jahr veröffentlicht werden und wird auf eine Leistung von 127 Qubits kommen. Die Bundesregierung macht zudem deutlich, dass es sich auch um ein geopolitisches Projekt handelt. Denn es soll vermieden werden, dass Europa bei einer Zukunftstechnologie in eine ungute Abhängigkeit gerät. Außerdem wird es deutschen Firmen so ermöglicht, schon frühzeitig Anwendungen für Quantencomputer zu entwickeln. Dies ist durchaus von Bedeutung. Denn so wichtig die Entwicklung einer neuen Technologie auch ist: Letztlich wird vor allem die Volkswirtschaft davon profitieren, die dann auch die meisten sinnvollen Anwendungen auf den Markt bringt. Zu beobachten ist dies bereits beim Thema künstliche Intelligenz. Auch hier sind vor allem China und die Vereinigten Staaten in der Vorreiterrolle. Deutsche Unternehmen haben das Thema hingegen erst vergleichsweise spät auf die Agenda genommen.

Via: Die Zeit

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