Insgesamt gibt es in Deutschland rund 9.000 Biogasanlagen. Theoretisch bieten sie das Potenzial, einen Beitrag zur nachhaltigen Energieversorgung des Landes zu leisten. In der Vergangenheit führten Preisschwankungen und sich ändernde Einspeisevergütungen aber dazu, dass kaum noch neue Anlagen errichtet wurden. Denn der Bau war mit zu starken wirtschaftlichen Risiken verbunden. Forscher des Fraunhofer Instituts haben sich dieses Problems aber nun angenommen. Die Idee: Die Anlagen sollen flexibler werden, um stets auf die aktuelle Marktlage reagieren zu können. In Thallwitz bei Leipzig rüsteten sie daher eine bereits existierende Biogasanlage entsprechend um. So installierten sie unter anderem einen Reformer, einen Fischer-Tropen-Reaktor und einen Elektrolyseur. Auf diese Weise soll die Anlage in die Lage versetzt zu werden, je nach Bedarf Biogas, Strom, Kraftstoff oder Wachse zu produzieren.


Bild: Fraunhofer IKTS

Der Elektrolyseur kann überschüssigen Ökostrom nutzen

So kann der Reformer aus Biogas und einfachem Wasserdampf ein Synthesegas erzeugen. Dieses wiederum besteht aus Wasserstoff und Kohlenmonoxid. Innerhalb des Fischer-Tropen-Reaktors werden daraus dann Methan, flüssige Kohlenwasserstoffe und Wachs. Diese können auf unterschiedliche Art und Weise verwendet werden. So bleibt das Methan innerhalb des Prozesses und kann beispielsweise zum Heizen der Anlage verwendet werden. Die flüssigen Kohlenwasserstoffe wiederum können in Raffinerien geleitet werden, wo daraus  synthetische Kraftstoffe werden. Für die biogenen Wachse finden sich hingegen in der Kosmetik- und Schmiermittelindustrie Abnehmer. In Zeiten, in denen viel Wind- und Solarenergie zur Verfügung steht, kann zudem auch der Elektrolyseur genutzt werden, um zusätzliches Synthesegas zu produzieren und in den Fischer-Tropen-Reaktor zu leiten. Dadurch soll eine dauerhafte Auslastung sichergestellt werden.

Die Kosten liegen noch höher als bei der konventionellen Herstellung

In der Praxis zeigte sich dann tatsächlich, dass die Anlagen durch die zusätzliche Flexibilität wirtschaftlicher betrieben werden können. Der große Vorteil des Systems besteht zudem darin, dass es nicht nur bei neugebauten Biogasanlagen zum Einsatz kommen kann. Vielmehr ist auch eine Nachrüstung problemlos möglich. Ganz ohne Schwierigkeiten dürfte die Vermarktung der neuen Produkte allerdings auch nicht laufen. Denn sowohl die synthetischen Kraftstoffe als auch die biogenen Wachse sind teurer als ihre konventionellen Pendants, die auf fossilen Energieträgern basieren. Zwei Entwicklungen könnten hier die Situation zukünftig aber verbessern. Zum einen werden fossile Energieträger perspektivisch deutlich teurer. Zum anderen legen immer mehr Unternehmen Wert auf die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Verstärkt wird dies zudem noch durch strenger werdende Regulierungen. Aufpreise für CO2-neutrale Alternativen könnten sich auf dem Markt also durchaus durchsetzen lassen.


Via: Fraunhofer

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