Der deutsche Orgelbauer Philipp Moritz Fischer ging mit einer wichtigen Weiterentwicklung in die Geschichte ein: 1853 baute er als erster ein Fahrrad mit Tretkurbelantrieb. Zuvor gab es lediglich Laufräder, die auch als Draisinen bezeichnet werden. Damals allerdings befanden sich die Pedale noch direkt am Vorderrad. Rund zweieinhalb Jahrzehnte später wurde dann noch die Kette hinzugefügt. Hier lässt sich allerdings kein konkreter Erfinder benennen. In jedem Fall werden Fahrräder seitdem nach dem selben Prinzip angetrieben: Die Pedale werden bewegt und die Kraft wird über die Kette auf das Hinterrad übertragen. An dieser grundlegenden Funktionsweise haben auch die sogenannten Pedelecs mit Elektroantrieb nichts geändert. Der eigentlich als Autozulieferer bekannte Schaeffler-Konzern hat nun allerdings einen Elektroantrieb für Fahrräder präsentiert, der gänzlich ohne Kette auskommt. Dies bringt verschiedene Vor- und Nachteile mit sich.


Bild: Schaeffler

Auch die Bremsenergie wird teilweise zurückgewonnen

Das neu entwickelte System wird von Schaeffler unter dem Namen Free Drive vermarktet. Auch hier tritt der Fahrer weiterhin in die Pedale. Diese sind allerdings direkt mit einem Generator verbunden. Damit ist klar: Es entsteht keine mechanische, sondern elektrische Energie. Der so erzeugte Strom wird dann zu einem Radnabenmotor im Hinterrad transportiert. Dieser sorgt dann dafür, dass das Fahrrad angetrieben wird. Die dahinter stehende Technik bezeichnen die Entwickler als Bike-by-Wire. Zusätzlich verfügt das System zudem auch noch über einen Akku. Dieser nimmt überschüssigen Strom auf. Außerdem ist er in der Lage, zurückgewonnene Bremsenergie zu speichern. Alles in allem liegt die Dauerleistung des Elektrofahrrads ohne Kette bei 250 Watt. Die Vorteile des jetzt vorgestellten Elektroantriebs liegen vor allem in der fehlenden Kette. Denn dadurch verschwindet ein klassisches Verschleißteil, das anfällig ist für Defekte und dadurch notwendige Reparaturen.

Der Antrieb ist im Vergleich zur konventionellen Variante weniger effizient

Außerdem ergeben sich dadurch ganz neue Möglichkeiten in Sachen Fahrraddesign. Die Pedale müssen nun nicht mehr zwingend so platziert werden, dass eine direkte Ketten-Verbindung zum Hinterrad möglich wird. Außerdem lässt sich Free Drive nicht nur bei klassischen Zweirädern zur Anwendung bringen. Stattdessen ist der Einsatz auch bei anderen Zwei-, Drei- oder Vierrädern möglich. Sinnvoll könnte es beispielsweise sein, Lastenräder auf diese Weise anzutreiben. Gleichzeitig bringt der Verzicht auf die Kette aber auch einen wichtigen Nachteil mit sich: Es geht Effizienz verloren. Konkret liegt der Wirkungsgrad rund fünf Prozent niedriger als bei einem konventionellen Fahrrad-Antrieb. Ausgeglichen werden kann dies durch einen größeren Akku. Alternativ muss auf ein wenig Reichweite verzichtet werden. Das neu entwickelte System wird nun zunächst auf einer Messe der Öffentlichkeit präsentiert. Bisher ist nicht bekannt, wann die ersten entsprechenden Fahrräder zu kaufen sein werden.


Via: Electrek

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