Steinkohle wird in Deutschland inzwischen nicht mehr abgebaut. Die seit vielen Jahrzehnten defizitäre Förderung lief aus, nachdem der Staat seine Subventionen einstellte. Bei der Braunkohle ist die Lage allerdings etwas anders. Diese wird auch weiterhin gewinnbringend gefördert. Kohlekraftwerke verursachen allerdings massive CO2-Emissionen. Inzwischen hat die Bundesrepublik daher auch hier ein Ausstiegsdatum festgelegt: Im Jahr 2038 soll das letzte Kraftwerk vom Netz gehen. Dann soll hierzulande auch keine Braunkohle mehr gefördert werden. Im Westen der Republik ist davon vor allem der Konzern RWE betroffen. Dort scheint man sich mit dieser unvermeidlichen Tatsache inzwischen abgefunden zu haben und hat mit dem Ausmisten begonnen. Als erstes getroffen hat es „Bagger 275“ – einen 38 Meter hoher und 3.500 Tonnen schweren Schaufelradbagger.


Bild: © Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)

Insgesamt hat RWE 22 riesige Schaufelradbagger im Angebot

Gebaut wurde das Ungetüm im Jahr 1959 von Experten des Krupp-Konzerns. Insgesamt ist der Bagger in der Lage, täglich 60.000 Kubikmeter Erde zu befördern. Zukünftig wird diese Fähigkeit im deutschen Braunkohle-Tagebau aber nicht mehr benötigt. Deswegen hat RWE die Maschine nun auf der spezialisierten Plattform Troostwijk zur Versteigerung angeboten. Normalerweise werden dort Kräne, Mähdrescher und Traktoren angeboten. RWE will nun testen, ob es dort auch Interessenten für Schaufelradbagger gibt. Denn theoretisch hat der Konzern noch einige weitere Exemplare im Angebot: Insgesamt pflügen sich in den Tagebauten von RWE 22 riesige Bagger durch das Erdreich. Der nun zur Versteigerung angebotene „Bagger 275“ ist davon lediglich das älteste und kleinste Exemplar. Einen erwarteten Preis hat RWE bisher nicht kommuniziert. Theoretisch kann der Konzern den Bagger aber auch selbst auseinander nehmen und den Schrottpreis kassieren.

RWE gehört zu den größten Ökostrom-Anbietern Deutschlands

In Deutschland gibt es wohl keine Einsatzmöglichkeit mehr für die Schaufelradbagger von RWE. Im Ausland – etwa in Australien oder Südamerika – allerdings möglicherweise schon. Denn die Bagger sind keineswegs auf den Einsatz im Braunkohle-Tagebau festgelegt. Vielmehr können sie auch bei der Förderung verschiedener Mineralien zum Einsatz kommen. „Bagger 275“ dient nun als Testobjekt, um das tatsächliche Interesse besser abschätzen zu können. Die Versteigerung der Schaufelradbagger ist aber keineswegs die einzige Konsequenz, die RWE aus dem Kohleausstieg gezogen hat. Stattdessen hat das Management massiv den Bereich der Erneuerbaren Energien ausgebaut und gehört heute zu den größten Ökostrom-Anbietern Europas. Umweltschützer kritisieren den Konzern trotzdem regelmäßig und fordern einen deutlich schnelleren Ausstieg aus der Kohle-Verstromung. Es ist allerdings nicht besonders wahrscheinlich, dass der gefundene Kompromiss noch einmal aufgeschnürt wird.


Via: Handelsblatt

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