Auf der Erde hat die Menschheit das Müllproblem noch lange nicht gelöst. So gelangt beispielsweise noch immer viel zu viel Plastikmüll in die Ozeane. Für hochradioaktive Abfälle gibt es zudem weltweit noch kein Endlager. Gleichzeitig hat die Problematik inzwischen aber auch den Weltraum erreicht. Dort schwirren Untersuchungen zufolge mehr als 900.000 kleine Schrottteile unkontrolliert umher. Das Problem vergrößert sich zudem im Laufe der Zeit. Denn selbst in den unendlichen Weiten des Weltalls treffen die einzelnen Objekte zwangsläufig irgendwann aufeinander. Dadurch aber zerkleinern sich die Trümmer nur gegenseitig und es fliegen anschließend noch mehr einzelne Teile durch den Weltraum. Um wertvolle Satelliten vor ungewollten Kollisionen zu schützen, hat daher nun der erste deutsche Weltraumradar den Betrieb aufgenommen.


Bild: Fraunhofer FHR/Uwe Bellhäuse

Die Anlage erfasst den Schrott im erdnahen Orbit

Dieser trägt den Namen „German Experimental Space Surveillance and Tracking Radar“ und befindet sich in zwei weißen Containern auf der Schmidtenhöhe in Koblenz. Zu erkennen sind sie an den markanten weißen Kuppeln. In einem Container befindet sich das Sendesystem, in dem anderen das Empfangssystem. Diese räumliche Trennung soll verhindern, dass sich die Signale gegenseitig beeinflussen. Auf diese Weise kann daher eine höhere Empfangsleistung gewährleistet werden. Aktuell läuft in Koblenz noch die Testphase. Im ersten Quartal des nächsten Jahres wird die Anlage schließlich den Regelbetrieb aufnehmen. Dann soll der Weltraumschrott im erdnahen Orbit zwischen 200 und 2.000 Kilometern über der Erdoberfläche systematisch erfasst werden. Droht dieser mit einem Satelliten oder einem anderen noch genutzten Weltraumobjekt zu kollidieren, erhalten die jeweiligen Betreiber eine Warnung.

44,5 Millionen Euro mussten investiert werden

Diese können dann versuchen, den potenziell gefährlichen Teilen auszuweichen. Betrieben wird die Radaranlage durch das Deutsche Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). In Koblenz selbst sind die meiste Zeit allerdings keine Mitarbeiter vor Ort. Vielmehr findet die zentrale Steuerung im Weltraumlagezentrum im nordrhein-westfälischen Uedem am Niederrhein statt. Bei verdächtigen Objekten können die Mitarbeiter dort zudem auf das Weltraumbeobachtungsradar Tira bei Bonn zurückgreifen. Dieses ist in der Lage, einzelne Objekte genauer zu untersuchen. Insgesamt hat die neue Anlage in Koblenz 44,5 Millionen Euro gekostet. Das Geld dürfte allerdings gut investiert sein. Denn die Ansätze zur Lösung der Müllproblematik im Weltraum stehen noch ganz am Anfang. So haben Forscher zwar bereits mit Netzen und Harpunen experimentiert. Keiner der Lösungsansätze ist aber schon ausgereift genug, um zeitnah große Mengen an Schrott aus dem All zu entfernen.


Via: Der Spiegel

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