Tuberkulose gehört global betrachtet zu den tödlichsten Infektionskrankheiten: Pro Jahr gibt es den Angaben der WHO zufolge knapp zwei Millionen Todesfälle. Die meisten schweren Erkrankungen mit fatalem Verlauf ereignen sich in ärmeren Weltregionen. Denn grundsätzlich ist die Krankheit mit einer sechsmonatigen Antibiotika-Therapie recht gut zu behandeln. Die Behandlung ist aber nicht gerade preiswert, weshalb sie nicht überall zur Anwendung kommt. Ein internationales Wissenschafts-Konsortium weist nun auf eine weitere Problematik hin: Immer mehr Tuberkulose-Erreger erweisen sich als resistent gegen die gängigen Antibiotika. Diese Erkenntnis an sich ist nicht ganz neu. Erstmals kann der Fakt nun aber mit sehr konkreten Zahlen unterlegt werden. Denn die Forscher haben insgesamt 12.289 Patientenproben genauer analysiert und den Erreger jeweils isoliert. Dieser wurde dann auf seine Resistenz gegen verschiedene Antibiotika getestet. Das Ergebnis: 49 Prozent der Proben erwiesen sich als widerstandsfähig gegen mindestens einen Wirkstoff.


Foto: Antibiotics, Iqbal Osman, Flickr, CC BY-SA 2.0

Oftmals wiesen die Erreger gleich mehrere Resistenzen auf

Wenig überraschend traten die meisten Resistenzen bei den sogenannten Antibiotika der ersten Wahl auf. Diese werden in der Standard-Therapie verwendet und kommen dementsprechend oft mit dem Erreger in Kontakt. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit von Resistenzen. Das ist aber noch nicht die ganze Geschichte. Denn die Forscher verweisen auch darauf, dass die Problematik durch denn all zu sorglosen Umgang mit den betroffenen Antibiotika in anderen Bereichen noch verschärft wird. Grundsätzlich ist die moderne Medizin auch für die Resistenzbildung bei Bakterien gerüstet. Denn im Laufe der Jahre wurden verschiedene Antibiotika entwickelt. Versagen also die Mittel der ersten Wahl, existieren noch weitere Optionen. Allerdings stellten die Forscher bei ihren Analysen fest, dass es auch immer mehr Multi-Resistenzen gibt. So erwiesen sich rund 4.000 Proben als resistent gegen zwei oder mehr Antibiotika. Rund 2.000 Erreger wurden zudem als multi-resistent eingestuft. Die Situation ist also durchaus bedenklich.

Die Entwicklung neuer Antibiotika stockt

Bei einigen hundert Proben konnte zudem sogar eine Resistenz gegen die Notfall-Antibiotika nachgewiesen werden, die eigentlich bewusst zurückgehalten werden. Wer sich mit einem solchen Erreger infiziert, kann im schlimmsten Fall kaum noch erfolgreich behandelt werden. Die meisten der besonders problematischen Proben stammten aus Südafrika, China, Indien und Vietnam. Grundsätzlich könnte man die Problematik durch die Entwicklung neuer Antibiotika entschärfen. Doch in diesem Punkt ist in den letzten Jahren nicht viel passiert. Denn die Forschungsarbeit ist extrem aufwändig und bietet keine Garantie auf Erfolg. Auf der Gegenseite bieten sich keine lukrativen Vermarktungsmöglichkeiten. Der Hintergrund: Neu entwickelte Antibiotika werden zunächst bewusst zurückgehalten, damit nicht gleich wieder neue Resistenzen entstehen. Bisher ist es nicht gelungen, diese fehlende Anreizstruktur durch andere Maßnahmen auszugleichen. Die nun durchgeführten Analysen zeigen aber, dass eine Lösung immer dringender benötigt wird.


Via: PLOS

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