Der Klimawandel ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. Um gegen ihn vorzugehen gibt es verschiedene Ansätze. Einer davon ist die Veränderung der Erdatmosphäre, damit diese einen Teil der Sonnenstrahlen wieder zurück ins All zu reflektieren. Ein Startup aus den USA soll nun begonnen haben, erste Partikel in der Stratosphäre freizusetzen, indem zwei Ballons gestartet wurden, die unter anderem wenige Gramm Schwefeldioxid enthalten. Diese sollten in der Höhe platzen, um das Schwefeldioxid freizusetzen, dass dann etwas Sonnenlicht reflektieren soll. Was genau mit den Ballons passiert ist, ist indes nicht bekannt.


Kalte Sonne
Foto: Cold Sun, Mark Vegas, Flickr, CC BY-SA 2.0

Schwefeldioxid soll Sonnenlicht teilweise reflektieren

Das Startup hört auf den Namen Make Sunsets und möchte aus der gezielten Manipulation der Atmosphäre einen neuen Geschäftszweig machen. Dazu bietet das Unternehmen auf seiner Homepage sogenannte „Cooling Credits“ an. 10 US-Dollar kostet es, ein Gramm Schwefeldioxid in die Atmosphäre bringen zu lassen. Laut dem Geschäftsführer Luke Iseman ist es das Ziel des Unternehmens, in möglichst kurzer Zeit möglichst viel Abkühlung der Erdatmosphäre zu erreichen. Bereits im kommenden Jahr möchte Make Sunsets so viel Schwefeldioxid in die Stratosphäre einbringen wie auch Pakete verkauft werden. Allerdings gibt es derzeit keine Möglichkeit, diese Behauptungen zu verifizieren. Es ist auch nicht bekannt, wie viel Geld das Startup bisher eingesammelt hat. Einem Bericht der MIT Technology Review zufolge sollen es aber bereits mehr als 750.000 Euro sein.

Die Idee, durch das sogenannte „Sollenstrahlungsmanagment“ (SRM) das Sonnenlicht von mikroskopischen Partikeln reflektieren zu lassen, ist nicht neu, sondern wurde in den vergangenen Jahren immer wieder neu diskutiert. Solche Verfahren sind relativ günstig, was Kritikern zufolge allerdings dazu verleitet, die damit verbundenen Risiken zu ignorieren. Der Eingriff von Make Sunsets in unsere Stratosphäre fiel bisher allerdings harmlos aus: In den beiden Ballons waren insgesamt nur 10 Gramm Schwefeldioxid enthalten. Ein Passagierflugzeug kann pro Flug bis zu 100 Gramm pro Minute in die Atmosphäre bringen.


Kritische Experten-Stimmen

Zu den Stimmen, die derartigen Aktionen eher skeptisch bis ablehnend gegenüberstehen, gehört unter anderem auch David Keith, ein anerkannter Experte für Geoengineering. Die Kommerzialisierung derartiger Praktiken sei problematisch, weil sie nicht transparent ablaufe und letztlich auch oder gar vor allem durch wirtschaftliche Anreize gesteuert werde, was auch dazu führen könne, dass zu viele Partikel freigesetzt werden. Der Politikwissenschaftler David Victor warnte in einer Anspielung auf den James-Bond-Bösewicht „Goldfinger“ bereits vor einem Jahrzehnt vor einer Art „Greenfinger“, der sich zum Beschützer des Planeten erhebt und Geoengineering anwendet, um diesen zu verändern. Kritiker warnen nun davor, dass Aktionen wie die von Make Sunsets den Widerstand gegen die Forschung und gegen nachhaltigere Maßnahmen zum Klimaschutz verstärken könnte. Denn der aktuelle Stand der wissenschaftlichen Forschung stützt derartige Projekte aktuell noch nicht. „The current state of science is not good enough … to either reject, or to accept, let alone implement solar geoengineering. To go ahead with implementation at this stage is a very bad idea„, schreibt etwa Janos Pasztor von der Carnegie Climate Governance Initiative. Er vergleicht die Aktion von Make Sunsets mit dem chinesischen Wissenschaftler He Jiankui, der die Genschere CRISPR verwendete, um die DNA von Embryos zu verändern, während in der Wissenschaft noch über die Sicherheit sowie die ethischen Implikationen derartiger Eingriffe debattiert wurde. Luke Iseman tritt dem entgegen: „We are convinced solar [geoengineeering] is the only feasible path to staying below 2 ˚C [of warming over preindustrial levels], and we will work with the scientific community to deploy this life-saving tool as safely and quickly as possible„, schrieb er in einer E-Mail. Kritiker werfen ihm allerdings vor, dass das Unternehmen sich mit der Wissenschafts-Community und der Öffentlichkeit hätte auseinandersetzen müssen, bevor tatsächlich erste Ballons in die Stratosphäre starteten.

via MIT Technology Review

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