Berlin startet ein Pilotprojekt, das die digitale Unterstützung des Radverkehrs in den Fokus rückt. Unter dem Namen „VeloFlow“ sollen Radfahrer:innen künftig mehrere hundert Meter vor einer Ampel angezeigt bekommen, ob sich eine grüne Welle bei einer Geschwindigkeit von etwa 20 km/h erreichen lässt oder ein Stopp zu erwarten ist. Ziel ist es, abruptes Bremsen zu vermeiden, die Sicherheit an Kreuzungen zu erhöhen und den Verkehrsfluss zu verbessern. Die Information erfolgt über smarte LED-Anzeigen am Straßenrand und benötigt keine zusätzliche Smartphone-App. Die Verkehrsverwaltung verspricht sich davon eine Reduktion von Rotlichtverstößen und einen insgesamt ruhigeren Verkehrsfluss. Zudem soll das System dazu beitragen, dass Radfahrer:innen ihre Fahrweise vorausschauender anpassen können, wodurch Staus und gefährliche Situationen vermieden werden.


Symbolbild

Technische Umsetzung: GLOSA zeigt optimale Geschwindigkeit an

Die Grundlage des Systems bildet die sogenannte GLOSA-Technologie („Green Light Optimal Speed Advisory“). Roadside Units erfassen die aktuelle Ampelphase und übertragen die Daten in Echtzeit an die vorpositionierten Anzeigen. Ein grünes Symbol signalisiert, dass die Ampel bei gleichbleibender Geschwindigkeit voraussichtlich grün bleibt, während ein rotes Symbol auf eine bevorstehende Rotphase hinweist. Die Anzeigen sind so programmiert, dass sie sich automatisch an unterschiedliche Ampelphasen anpassen und auch auf veränderte Verkehrsbedingungen reagieren können. Laut Aussagen der Verkehrsverwaltung könnte diese Information dazu beitragen, dass Radfahrer:innen ihr Verhalten vorausschauender gestalten. Begleitend soll eine wissenschaftliche Evaluation prüfen, wie sich das System tatsächlich auf den Verkehrsfluss und die Verkehrssicherheit auswirkt und in welchem Maße Rotlichtverstöße verringert werden.

Die ersten 23 Standorte befinden sich unter anderem in der Invalidenstraße, Stargarder Straße, Schönhauser und Prenzlauer Allee sowie in Kreuzberger und Langenscheidtstraßen. Pro Display entstehen Kosten von rund 3.000 Euro, hinzu kommen Aufwendungen für Stromanschluss, Digitalisierung der Ampelanlagen und Planung. Etwa 85 Prozent der Kosten werden vom Bundesverkehrsministerium übernommen. Das Pilotprojekt soll zunächst konkrete Erkenntnisse über die Einsatzmöglichkeiten, die Nutzerakzeptanz und die technischen Herausforderungen liefern. Gleichzeitig wird untersucht, wie sich die Anzeigen in den städtischen Verkehr integrieren lassen und ob sie langfristig zur Reduktion von Konflikten zwischen Radfahrer:innen und anderen Verkehrsteilnehmer:innen beitragen.


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VeloFlow ist bereits in Münster im Einsatz

Das Prinzip von VeloFlow wurde bereits in Städten wie Münster getestet. Dort berichteten Radfahrer:innen von einem entspannteren Fahrgefühl und einem gleichmäßigeren Verkehrsfluss. Technische Herausforderungen bestanden teilweise in der Dauerhaftigkeit der Geräte und in organisatorischen Abstimmungen. Ein Sprecher der Berliner Senatsverkehrsverwaltung betont, dass die Roadside Units nicht nur für VeloFlow von Bedeutung sind, sondern künftig als zentrale Schnittstellen für eine vernetzte Verkehrsinfrastruktur dienen könnten, die auch autonome Fahrzeuge einbezieht. Der Erfolg des Projekts hängt von der Robustheit der Technik, der Akzeptanz durch Radfahrer:innen und der tatsächlichen Wirkung auf Rotlichtverstöße und Verkehrsfluss ab. Laut einem Vertreter der Senatsverkehrsverwaltung sollen die Anzeigen „mehr Klarheit schaffen“ und verhindern, dass Fahrräder noch kurzfristig bei Rot über Kreuzungen fahren.

Mit der Umsetzung von VeloFlow in Berlin wird ein Schritt in Richtung digital unterstützter Radverkehrsinfrastruktur gemacht. Das Pilotprojekt liefert wichtige Daten und Erfahrungen, die darüber entscheiden werden, ob die Technik langfristig in der Stadt ausgebaut werden kann. Zusätzlich eröffnen die gesammelten Informationen Möglichkeiten für die Optimierung anderer Verkehrsbereiche. Dazu gehört die Anpassung von Ampelzyklen an Radverkehrsströme oder die Integration in ein stadtweites Verkehrsmanagement, das Fahrzeuge, Radfahrer:innen und Fußgänger:innen miteinander vernetzt. Somit könnte VeloFlow langfristig als Modell für eine intelligent gesteuerte, nachhaltige Verkehrsinfrastruktur dienen.

via Berlin.de

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