Große Hitze kann schwere gesundheitliche Folgen für den menschlichen Körper haben. Diese Erkenntnis ist keinesfalls neu. Allerdings scheinen diese Folgen des Klimawandels bisher weitestgehend zu wenig berücksichtigt zu sein. Außerdem ist für eine Gesundheitsschädigung durch Hitze nicht nur die Temperatur ein Faktor, sondern auch die Luftfeuchtigkeit. Modellrechnungen kommen zu dem Schluss, dass der fortschreitende Klimawandel vor allem in Südostasien in Zukunft immer mehr potentiell tödliche Bedingungen schaffen wird.


Die Gefahr durch Hitze nimmt zu

2017 veröffentlichte ein Forschungsteam rund um Camilo Mora, seines Zeichens Klimaforscher an der Universität Hawaii, eine Studie, in der Hunderte von extremen Hitzeereignissen auf der ganzen Welt analysiert wurden. Die Forscher:innen wollten feststellen, welche Wetterbedingungen am wahrscheinlichsten tödlich sind sowie Gegenden identifizieren, in denen solche Ereignisse in Zukunft vermehrt auftreten werden. Bereits heute, so das Ergebnis der Untersuchungen, sind etwa 30 Prozent der Menschheit an mindestens 20 Tagen im Jahr Bedingungen ausgesetzt, unter denen die Kombination aus Hitze und Feuchtigkeit zu einer akuten Gesundheitsgefährdung führen kann. Und selbst wenn es gelingt, die Treibhausgasemissionen bis 2100 drastisch zu senken, wird dieser Wert bis dahin um etwa die Hälfte ansteigen.


Menschen sind Warmblütler. Das heißt, unser Körper verfügt über eine Temperaturregelung, die versucht, eine konstante Körpertemperatur von etwa 37 Grad aufrecht zu erhalten. Dieses Regulierungssystem greift auch, wenn der Körper zu heiß wird. „ Wenn der menschliche Körper Hitze ausgesetzt ist, löst der Hypothalamus eine kardiovaskuläre Reaktion aus, die die Blutgefäße erweitert, um das Blut vom Kern in die Peripherie umzuleiten„, so die Forscher:innen. Wenn die Wärmeabfuhr zu lange und zu intensiv aufrecht erhalten werden muss, kommt es zu einer Minderdurchblutung innerer Organe, was zu langfristigen Schäden führen kann. Diese Schädigungen können so schwer sein, dass ihre Folgen akut tödlich sind.

Wir können uns nicht unendlich anpassen

Je nachdem, welches Klimamodell man als Grundlage nimmt, werden wir bis Mitte dieses Jahrhunderts Kühlgrenztemperaturen erreichen, die jenseits der 35 Grad Celsius liegen. An einigen Orten Südostasiens, des nahen Ostens sowie des Südwestens der USA werden solche Bedingungen heute bereits erreicht – wenngleich auch nur für ein bis zwei Stunden pro Tag.

Diese Zonen werden sich sowohl geografisch als auch zeitlich immer weiter ausweiten. Zu den Realitäten des Klimawandels gehört es auch, dass immer mehr Menschen in Gegenden leben werden, in denen es so heiß und feucht ist, dass die Besiedlung solcher Gebiete nur noch dann möglich ist, wenn technische Vorkehrungen getroffen werden.

Denn auch wenn der menschliche Körper sich bis zu einem gewissen Grad an steigende Temperaturen anpassen kann, so ist dies nur in engen Grenzen möglich. Menschen, die besser an hohe Temperaturen gewöhnt sind, schwitzen mehr und haben einen dünneren Schweiß, sodass sie weniger Elektrolyte bei seiner Bildung verlieren. So kann der Körper vor Folgen der Hitze wie etwa Dehydrierung und Nierenschäden durch Elektrolytmangel geschützt werden.

Gefahr trifft vor allem den globalen Süden

Dieser menschlichen Akklimatisierungsfähigkeit sind jedoch Grenzen gesetzt. Außerdem müssen andere Faktoren mit einbezogen werden. Wer zum Beispiel viel im Freien ist und dort körperlich arbeiten muss, dem können auch geringere Temperaturen gefährlich werden. Denn bei Bewegung muss der Körper mehr Wärme abführen, seine Hitzetoleranz ist somit geringer.

In Indien kam es etwa 2010 zu einer Hitzewelle, die das Leben von mehr als 1300 Menschen forderte. Dies ist nicht nur ein gutes Beispiel für die geschilderten Gefahren, sondern verdeutlicht noch einen anderen Faktor: Die Folgen globaler Erwärmung werden vor allem den globalen Süden treffen, in dem das Einkommensniveau deutlich unter dem des globalen Nordens liegt. „Der hervorstechendste Aspekt der prognostizierten Auswirkungen extremer Hitze – und eine besondere Herausforderung aus politischer Sicht – ist die Tatsache, dass sie in hohem Maße regionaler Natur sind, wobei schwere oder lebensbedrohliche Auswirkungen an einigen Orten in scharfem Kontrast zu harmlosen Auswirkungen an anderen stehen„, schreibt eiun Team rund um Colin Raymon im „Oxford Handbook of Planning for Climate Change Hazards“.

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