Weltweit gibt es rund 36 Millionen Menschen, die ihr Augenlicht verloren haben. Schon seit vielen Jahren wird weltweit an Lösungen gearbeitet, um Blinde wieder sehen zu lassen. Weil die Ursachen der Erblindung aber sehr unterschiedlich sein können, müssen auch entsprechend viele Behandlungsmethoden getestet werden. Vor diesem Hintergrund könnte die Arbeit von Botond Roska vom Institut für Molekulare und Klinische Ophthalmologie in Basel nun eine wichtige Rolle spielen. Denn ihm und seinem Team ist es gelungen, eine künstliche Netzhaut zu erschaffen. Forscher müssen bei ihren Experimenten daher nun keine Mensch- oder Tierversuche mehr durchführen, sondern können ihre Ansätze gefahrlos an immer neu zu erschaffenden Zellen testen. Das spart Zeit und Geld und könnte so zu schnelleren Forschungsergebnissen führen.


Bild: Eye, randychiu, Flickr, CC BY-SA 2.0

Stammzellen werden von den Forschern entsprechend herangezogen

Um die künstliche Retina herzustellen, benötigen die Forscher kein Material aus dem Auge eines Menschen. Vielmehr genügt eine einfache Blutprobe. Aus dieser werden die einzelnen Zellen dann isoliert und zu Stammzellen umprogrammiert. Stammzellen wiederum haben den Vorteil, dass sie sich in jede beliebige Zellform ausbilden können. Mithilfe von ausgewählten Botenstoffen haben die Forscher nun dafür gesorgt, dass daraus langsam aber sicher die Zellen der Netzhaut entstanden. Alles in allem dauert es rund 200 Tage von der Entnahme der reifen Zelle bis zur Entstehung der Retina-Kopie. Die so geschaffenen Organoide sind zwar kleiner als das Original im menschlichen Körper. Aber sie verfügen über den selben Aufbau und die selben Zellen wie eine echte funktionierende Netzhaut. Für medizinische Tests ist eine solche künstliche Retina also bestens geeignet.

Eine neue Gentherapie wird bereits umfangreich getestet

Gleichzeitig testet das Forscherteam rund um Roska bereits eine mögliche Therapie, die später einmal blinden Menschen helfen könnte. Dabei handelt es sich um eine spezielle Form der Gentherapie. Vereinfacht ausgedrückt werden den Patienten Genfähren ins Auge gespritzt, die dafür sorgen, dass lichtempfindliche Kanäle entstehen. Weil diese neuen winzigen Öffnungen elektrische Ladungen passieren lassen, funktioniert die geschädigte Netzhaut daraufhin im besten Fall wieder. Aktuell wird das Verfahren in Paris, London und Pittsburgh an echten Patienten getestet. Erste Ergebnisse sollen Ende des Jahres vorliegen. Gleichzeitig ist dies aber auch ein Beispiel dafür, wie langwierig Forschung sein kann. Denn die Idee hatte Roska bereits vor mehr als zehn Jahren. Durch die von ihm entwickelte künstliche Retina könnte der Weg von der Idee bis zum Praxistest zukünftig etwas verkürzt werden.


Via: DLF

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