Die Weiten des Ozeans sind auch mit moderner Technik bisher nur schwer zu erfassen. Besonders brisant ist dies im Fall von Schiffsbrüchigen. Denn oftmals können Schiffe, die in Seenot geraten, noch einen Notruf absetzen. Die Küstenwache kennt dann zumindest den aktuellen Aufenthaltsort. Bis die Schiffe, Flugzeuge und Hubschrauber allerdings dort eintreffen, vergeht eine gewisse Zeit. Oftmals finden sie daher dort nichts mehr vor: Die Strömungen und Wellen haben die Personen im Wasser abgetrieben. In einer solchen Situation ist nun schnelles Handeln gefragt. Denn aufgrund der niedrigen Wassertemperaturen sinkt die Überlebenschance der betroffenen Personen schon nach sechs Stunden rapide ab. Mathematiker haben daher nun einen Algorithmus entwickelt, der Menschen im Wasser schneller finden können soll.


Bild: George Haller/ETH Zürich

Personen treiben zumeist entlang von virtuellen Linien

Ganz neu ist die Idee nicht: Schon heute nutzt die Seenotrettung verschiedene Tools, um den jeweils aktuellen Aufenthaltsort zu bestimmen. Diese Berechnungen sind aber vergleichsweise ungenau, weil sich die Bedingungen sehr schnell verändern. Forscher von drei Universitäten haben nun allerdings eine neue Entdeckung gemacht. So treiben Objekte nicht zufällig durch das Wasser, sondern treffen sich an sogenannten Transient Attracting Profiles – kurz: TRAPs. Dabei handelt es sich gewissermaßen um virtuelle kurvenreiche Linien. Der Clou: Mit bloßem Auge oder hochwertigen Kameras lassen diese sich nicht erkennen. Vielmehr müssen diese berechnet werden. Der nun neu vorgestellte Algorithmus kann genau dies leisten. Dadurch lassen sich Bereiche identifizieren, in denen sich im Wasser treibende Personen mit einer höheren Wahrscheinlichkeit aufhalten.

Der neue Ansatz bewährte sich bereits auf hoher See

Im Ernstfall wird so die Suche nach der Nadel im Heuhaufen deutlich vereinfacht. Außerdem geht weniger wertvolle Zeit verloren, weil die Suche gezielter ablaufen kann. Dass dieser Ansatz tatsächlich funktioniert wurde bei Tests vor der Küste des US-Bundesstaats Massachusetts unter Beweis gestellt. Dort warfen die Forscher mit GPS-Sendern ausgestattete Bojen ins Meer und versuchten dann nach einiger Zeit die wahrscheinliche aktuelle Position zu berechnen. Tatsächlich schnitt der neu entwickelte Ansatz dabei deutlich besser ab als die bisher genutzten Tools. Zukünftig könnte der mathematische Ansatz, der auf sogenannten Euler-Gleichungen basiert, also tatsächlich Menschenleben retten. Gleichzeitig haben die Forscher auch schon andere Anwendungsmöglichkeiten im Blick. So könnten auf diese Weise beispielsweise auch Ölteppiche gesucht und gefunden werden.


Via: ETH Zürich

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