Was passiert, wenn man wohnungslosen Menschen umgerechnet 5.130 Euro schenkt? Dieser Frage sind Forscher in Zusammenarbeit mit der Stadt Vancouver erneut mit einem Experiment auf den Grund gegangen. 50 Obdachlose haben 7.500 kanadische Doller erhalten, ohne eine Gegenleistung erbringen zu müssen. Statt die regelmäßigen und durchaus kritisch zu sehenden Klischees zu bedienen, die beispielsweise in Richtungen gehen wie: „Die kaufen sich davon eh nur Zigaretten, Alkohol oder Drogen…“, war ein Großteil der Studienteilnehmer nach einem Jahr weniger obdachlos und konnte sogar die Ersparnisse erhöhen. Lediglich ein geringer Teil des Geldes wurde für Zigaretten und Alkohol ausgegeben.


Obdachlose sind auf weniger Leistungen und Betreuungsangebote angewiesen

Aufgrund der Einmalzahlung an die Obdachlosen konnten die Kosten für die Gemeinde insgesamt reduziert werden, da die Wohnungslosen in der Folge auf viele Leistungen und Betreuungsangebote nicht mehr angewiesen waren. Das schreiben die Forscher im Fachmagazin PNAS.


Die Ergebnisse dieses Experiments bestätigen die bereits im Jahr 2020 gewonnenen Erkenntnisse. Auch hier bekamen 50 wohnungslose Menschen 7.500 kanadische Dollar auf einmal ausgezahlt, während eine Kontrollgruppe nichts bekam. Die beschenkten Obdachlosen wurden  daraufhin über ein Jahr lang begleitet. Sie kauften sich von dem Geld Nahrungsmittel, Medizin, mieteten sich eine Wohnung und fuhren Bus und Bahn. Zudem wurde das Geld genutzt, um berufliche Qualifikationen zu erlangen und damit begonnen sich breiter für den Arbeitsmarkt aufzustellen.

Studienteilnehmer waren noch nicht so lang obdachlos

In beiden Studien konnte unter dem Strich festgehalten werden, dass mit der Einmalzahlung in Gänze die Kosten des staatlichen Obdachlosensystems um fast 12.000 kanadische Dollar gesenkt werden konnten. Diese Ersparnis ist pro Kopf gerechnet und erstreckt sich über ein Kalenderjahr. Demnach ist es kostengünstiger 7.500 kanadische Dollar zu verschenken, als wohnungslose Menschen nur bedingt zu unterstützen und letztlich vollends  ihrem Schicksal zu überlassen. Anzumerken ist, dass die ausgewählte Gruppe der Obdachlosen noch nicht so lange obdachlos war und auch psychisch stabil. So ließen sich die Ergebnisse nicht grundsätzlich auf alle Obdachlosen übertragen. Allerdings könnte auch das Investieren in Langzeitobdachlose lohnend sein. Die Anfangsinvestitionen dürften höher sein als bei dem aktuellen Experiment, allerdings könnten am Ende auch wesentlich mehr Kosten reduziert werden.

Die Foundation for Social Change begleitete das Experiment ebenfalls und rief bereits vor zwei Jahren zu einer großen Spendenaktion auf. Ziel ist es zehn Millionen kanadische Dollar einzusammeln, um in der Folge wesentlich mehr Obdachlose mit einer Einmalzahlung unterstützen zu können.

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