Die Tourismusbranche in Afrika ist durchaus an Krisen gewöhnt. In Kenia beispielsweise hatten die Anbieter mit Anschlägen der Terrormiliz Al-Shabaab und dem Ausbruch von Ebola in anderen afrikanischen Staaten zu kämpfen. Teilweise kam es daher zu drastischen Rückgängen der Besucherzahlen. Ein Bereich war davon aber stets ausgenommen: Der Safari-Tourismus verzeichnete in den letzten Jahren immer ein zweistelliges Wachstum. Doch auch hier sorgte die Corona-Krise für ein abruptes Ende der Erfolgsgeschichte. Weil fast alle afrikanische Staaten Einreisebeschränkungen verhängt haben, kommen aktuell so gut wie keine Touristen mehr in die Nationalparks und zu den sonstigen Naturschauspielen. Einige Umweltschützer begrüßen dies durchaus, weil so die Natur etwas zur Ruhe kommen kann. Andere warnen hingegen vor einem Anstieg der illegalen Wilderei. Dafür benennen sie drei Gründe:


Nashorn
Nashorn in der freien Wildbahn (Bild: Wikimedia Commons/ gemeinfrei)

Drei Faktoren begünstigen aktuell die Wilderei

1. Der Schutz der bedrohten Tierarten kostet Geld: Aktuell gelingt es den meisten Staaten und Organisationen noch, die Bestände weiterhin zu überwachen. Allerdings finanzieren sich diese Maßnahmen zu einem nicht unerheblichen Teil aus den Tourismus-Einnahmen. Bleiben diese länger aus, fehlt es schlicht an Geld für den Tierschutz.

2. Kontaktsperre auch für Tiere: Gleichzeitig müssen schon jetzt wichtige Forschungsprojekte eingestellt werden, weil noch unklar ist, ob sich bestimmte Tiere – etwa Menschenaffen – auch mit dem neuen Coronavirus infizieren können. Um eine Ansteckung gefährdeter Arten zu verhindern, wird daher eine räumliche Distanzierung empfohlen. Dadurch aber fehlen teilweise wichtige Daten und Erkenntnisse.


3. In wirtschaftlichen Krisenzeiten profitieren illegale Gewerbe: Von den Auswirkungen der Coronakrise ist keineswegs nur der Tourismus betroffen. Vielmehr droht in einigen Ländern ein kompletter wirtschaftlicher Zusammenbruch – und damit eine humanitäre Katastrophe. Dadurch könnte die illegale Wilderei für viele Menschen an Attraktivität gewinnen.

Die Auswirkungen auf die Nachfrage sind noch unklar

Ein anderer wichtiger Faktor lässt sich bisher hingegen noch nicht einschätzen. So ist noch unklar, welche Auswirkung die Pandemie auf die weltweite Nachfrage nach Elfenbein, Nashorn und ähnlichen Wilderei-Produkten haben wird. Zumindest ein bisschen Hoffnung besteht in diesem Punkt. Denn das weltweit meist gehandelte Wildtier ist vermutlich das Schuppentier. In einigen asiatischen Ländern gilt es als Delikatesse. Außerdem werden den Schuppen teilweise magische Kräfte zugeschrieben. Dies hat in den letzten Jahren zu einem starken Preisanstieg geführt. Inzwischen haben Wissenschaftler allerdings herausgefunden, dass das neue Coronavirus vermutlich über das Schuppentier auf den Menschen übertragen wurde. Möglicherweise könnte die aktuelle Pandemie also zur Folge haben, dass der – schon heute zumeist illegale – Handel mit Wildtieren noch stärker geächtet wird.

Via: Sueddeutsche Zeitung

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