Aktuell neigen sich die schweren Überschwemmungen in Venedig langsam dem Ende entgegen. Dennoch gibt die Entwicklung Anlass zur Sorge: Seit Beginn der Datenerfassung im Jahr 1872 war das Wasser noch nie so schnell gestiegen wie in diesem Jahr. Venedigs Bürgermeister Luigi Brugnaro ist sich daher sicher, dass die Überschwemmungen in diesem Jahr etwas mit dem Klimawandel zu tun haben. Der Klimaforscher Anders Levermann möchte so weit nicht gehen. Er verweist in einem Interview mit der Wochenzeitung „Die Zeit“ darauf, dass sich ein direkter Zusammenhang frühestens in einigen Jahrzehnten nachweisen lässt. Auch für ihn steht aber fest: Extremwetterereignisse – und dazu gehören auch Hochwasser wie in Venedig – werden in Zukunft deutlich gehäuft auftreten.


Bild: Didier Descouens [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)]

Der Anstieg des Meeresspiegels wird zum Problem

Für die Einwohner Venedigs ist schon dies alleine eine schlechte Nachricht. Doch der Klimaforscher hat noch weitere schlechte Nachrichten. Denn seinen Berechnungen zufolge steigt der Meeresspiegel mit jedem Grad Erderwärmung um etwa zweieinhalb Meter. Dies geschieht zwar nicht sofort, sondern im Laufe von vielen Jahrzehnten und Jahrhunderten. Dafür lässt sich die Entwicklung aber auch nicht aufhalten. Dies bedeutet: Selbst wenn es der Weltgemeinschaft gelingen sollte, die Erderwärmung – wie im Weltklimavertrag von Paris vorgesehen – auf zwei Grad zu begrenzen, steigt der Meeresspiegel um fünf Meter. Damit aber läge Venedig deutlich unterhalb des Wasserspiegels. Damit wäre die Lagunenstadt allerdings nicht alleine. Denn selbiges gälte auch für weite Teile von New York, Shanghai oder Hamburg.

Auch andere Unesco-Welterbestätten sind in Gefahr

Theoretisch ist es aber natürlich denkbar, dass sich im Laufe der Jahrzehnte neue technologische Lösungen ergeben. Bisher ist es aber aus technischer Sicht schlicht nicht möglich, eine Stadt um mehrere Meter anzuheben. In Venedig besteht zudem noch die Möglichkeit, die komplette Lagune durch ausfahrbare Mauern vor den Wassern des Ozeans zu schützen. Dadurch würde sich der Charakter der Stadt allerdings wohl signifikant verändern. Auch abgesehen von Venedig hat Levermann keine gute Nachrichten für das Welterbe der Menschheit. Sollte die Erderwärmung auf drei Grad steigen, wäre davon jede fünfte Unesco-Welterbestätte betroffen. Die von dem Experten empfohlene Lösung ist dabei so einfach wie schwierig zu gleich: „Aufzuhören, Kohle, Öl und Gas zu verbrennen.“


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