Im Schach und in der Quizsendung Jeopardy ist die künstliche Intelligenz den menschlichen Mitspielern bereits seit einiger Zeit überlegen. Im vergangenen Jahr konnte ein von Google entwickelter Algorithmus zudem den Weltmeister im asiatischen Brettspiel Go, Lee Sedol, schlagen. Im Poker hatte bisher allerdings der Mensch noch die Nase vorne. Denn anders als beim Schach oder bei Go, gibt es beim Pokern sogenannte versteckte Informationen. Der Computer weiß also nicht, welche Hand der Gegenüber hat und muss daher beispielsweise auch mit Bluffs rechnen. Die von Wissenschaftlern der Carnegie Mellon University entwickelte Software hatte damit vor zwei Jahren noch Probleme und verlor bei einem Turnier gegen renommierte Pokerprofis Geld. Doch nun scheint der Durchbruch gelungen: In einem Kasino in Pittsburgh gewann der Algorithmus deutlich gegen vier professionelle menschliche Pokerspieler.


Foto: Nyks aus der deutschsprachigen Wikipedia [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)], via Wikimedia Commons
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Die Software kann inzwischen selbst bluffen

Gespielt wurde dabei die bekannte Variante Texas Hold’Em. Das Computerprogramm bekam im Vorfeld keine Tipps oder Strategien eingespeichert, um die Spiele zu gewinnen. Stattdessen implementierten die Forscher lediglich die Regeln des Pokerspiels und ließen den Algorithmus dann selbstständig Lösungen finden. So spielte der Computer mehr als eine Milliarde Hände gegen sich selbst und erlernte so nach und nach, wie das Spiel funktioniert. Diese Vorgehensweise ist auch als „Deep Learning“ bekannt. Inzwischen ist die Software dabei sogar in der Lage, selber zu bluffen und die menschlichen Gegenspieler aufs Glatteis zu führen. Der amerikanisch-koreanische Pokerspieler Dong Kim sprach im Anschluss an den Wettbewerb sogar davon, er habe sich gefühlt, als hätte der Computer in seine Karten gucken können.

Die Anwendungen gehen weit über das Pokerspiel hinaus

Der Erfolg der „Libratus“ genannten Software ist für die beteiligten Wissenschaftler ein schöner Erfolg. Natürlich geht es ihnen aber nicht ausschließlich um das Pokerspiel an sich. Vielmehr gehen Experten davon aus, dass der genutzte Algorithmus auch für viele andere Anwendungen genutzt werden kann – beispielsweise für die Kommunikation mit Menschen. Bisher sind beispielsweise Spracherkennungsprogramme oftmals nicht in der Lage, die tiefergehende Bedeutung eines Satzes zu verstehen. Ironie bleibt so beispielsweise unerkannt. Der Poker-Algorithmus könnte allerdings lernen, auch solche Bedeutungen zu erkennen. Dies wäre ein großer Schritt auf dem Weg zu einem Roboter, der es auch im Alltag mit den Fähigkeiten eines Menschen aufnehmen kann.


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Via: Techcrunch

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