Im vergangenen Jahr sorgte das Containerschiff Ever Given für weltweite Schlagzeilen. Denn der Ozeanriese kollidierte mit der Uferböschung des Suez-Kanals und lief dort dann auf Grund. Die Folge: Der Kanal konnte tagelang nicht befahren werden. Zahlreiche Containerschiffe mussten daher eine unfreiwillige Pause einlegen, was weltweit nicht ohne Auswirkungen auf die Lieferketten blieb. Immerhin passiert rund zwölf Prozent des weltweiten Seehandels den Suez-Kanal. Die meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt ist er damit allerdings nicht. Denn dies ist der Nord-Ostsee-Kanal in Schleswig-Holstein. Allerdings verkehren dort deutlich kleinere Schiffe, sodass die Menge der transportierten Güter ebenfalls deutlich kleiner ist. Dennoch besitzt der Nord-Ostseekanal für die Region eine nicht unerhebliche wirtschaftliche Bedeutung. Aktuell kommt es aber auch dort zu unplanmäßigen Staus. Der Grund ist aber keine Havarie, sondern ein Softwarefehler.


Bild: Ralf Roletschek, GFDL 1.2 <http://www.gnu.org/licenses/old-licenses/fdl-1.2.html>, via Wikimedia Commons

Ohne die Software war die Sicherheit nicht mehr gewährleistet

Der Hintergrund: Große Schiffe können in dem Kanal nicht einfach aneinander vorbeifahren. Stattdessen funktioniert das System ähnlich wie bei einer eingleisigen Bahnstrecke: Ein Schiff muss jeweils in einer sogenannten Weiche warten, bis das andere vorbeigefahren ist. Es wird daher einiges an Steuerung benötigt, um sicherzustellen, dass der Verkehr trotzdem einigermaßen flüssig läuft. Diese Aufgabe sollte eigentlich seit der vergangenen Woche eine neue Software übernehmen. Doch am Sonntagvormittag fiel das System dann aus und konnte bis heute nicht wieder sicher in Gang gesetzt werden. Aus Sicherheitsgründen musste daher der Kanal zunächst komplett gesperrt werden. Zumindest war es aber noch möglich, die sich bereits dort befindlichen Schiffe auszuschleusen. Inzwischen dürfen auch kleinere Schiffe mit einer Länge von bis zu 130 Metern die künstliche Wasserstraße wieder befahren. Denn diese navigieren auf Sicht und sind weniger auf die Unterstützung der Software angewiesen.

Die Schiffe wurden in den letzten Jahren immer größer

Größere Schiffe dürfen den Kanal allerdings auch weiterhin nicht passieren. Aktuell lässt sich auch nur schwer sagen, wann das Problem behoben sein könnte. Die Entwicklung der vergangenen Jahre kommt dem Kanal hier aktuell nicht unbedingt entgegen. Denn die durchfahrenden Schiffe werden schon seit längerer Zeit im Schnitt immer größer. Dies ist auch nicht verwunderlich. Immerhin ist im gesamten Schiffshandel weltweit ein ähnlicher Trend zu beobachten. Die Reeder versuchen auf diese Weise die Transportkosten für den einzelnen Container zu senken. Dies wiederum stellt die vorhandene Infrastruktur vor große Herausforderungen. Grundsätzlich kann Digitalisierung hier helfen, die Probleme zu lösen. Allerdings muss die Software dann auch funktionieren. Aktuell sind die IT-Experten noch damit beschäftigt, den Fehler zu finden und zu beheben. Anschließend dürften sie untersuchen, wie es überhaupt dazu kommen konnte – und Schlüsse für die Zukunft ziehen.


Via: NDR

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