Das Ganges-Brahmaputra-Delta verläuft entlang der Grenze zwischen Indien und Bangladesch. Es handelt sich um eines der wichtigsten Feuchtgebietsökosysteme der Welt. Bekannt ist die Region vor allem für ihre vielen Mangrovenwälder. Doch in den letzten Jahrzehnten wird der schlechte Einfluss des Menschen immer stärker sichtbar. Viele Experten datieren den Beginn der Problematik auf die indische Teilung im Jahr 1947. Damals wurde die britische Kolonie in einen hinduistischen Teil – das heutige Indien – und einen muslimischen Teil – heute Pakistan und Bangladesch – aufgeteilt. Dies brachte unfassbar viel menschliches Leid mit sich und setzte große Flüchtlingsströme in Bewegung. Die vertriebenen oder geflohenen Menschen siedelten anschließend oftmals in der Nähe der neuen Grenze – so auch im Ganges-Brahmaputra-Delta. Dies hatte zur Folge, dass auch der Bedarf an Rohstoffen und Nahrungsmitteln in der Region anstieg. Die Konsequenz: Immer mehr Mangrovenwälder wurden schlicht gerodet.


Bild: V Malik from New Delhi & Pune, India, CC BY-SA 2.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0>, via Wikimedia Commons

Wirbelstürme und steigende Meeresspiegel verschlimmern die Problematik

Dies erweist sich inzwischen als hoch problematisch. Denn die Mangroven dienten lange Jahre als eine Art natürlicher Schutzschild, der verhinderte, dass Meerwasser in die Flussläufe und die sonstigen Wasserstellen eindrang. Inzwischen ist das Schild aber zu löchrig geworden, um noch ausreichend Schutz zu bieten. Verstärkt wird dieser Effekt noch durch den Klimawandel. Denn dieser sorgt zum einen für weiter steigende Meeresspiegel. Dies wiederum erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Meerwasser ins Landesinnere gelangt. Außerdem werden Extremwetterereignissen wie Zyklone wahrscheinlicher. Auch diese können natürliche Wasserreservoirs versalzen lassen. Die Konkurrenz zwischen den Nachbarstaaten Indien und Bangladesch verstärkt die Probleme zusätzlich. So wird immer wieder auf den 1975 errichteten Staudamm Farakka in Indien verwiesen. Dieser sorge dafür, dass insbesondere in der Trockenzeit zu wenig Süßwasser in das Gebiet gelange, so der Vorwurf. Ob dies stimmt, konnte bisher weder bewiesen noch widerlegt werden.

Salzhaltiges Wasser kann bis zur Unfruchtbarkeit führen

Klar ist aber, dass insbesondere die Frauen in der Region unter dem immer salzigerem Wasser zu leiden haben. Denn diese müssen oftmals in dem Wasser arbeiten, die Wäsche darin waschen und es auch noch trinken. Studien von gemeinnützigen Organisationen haben bereits gezeigt, dass bei Frauen, die in Küstengebieten mit viel salzhaltigem Wasser leben, die Wahrscheinlichkeit von Gebärmutterentzündungen und Geschwüren in der Gebärmutter stark ansteigt. Dies hängt damit zusammen, dass das salzige Wasser das Immunsystem in der Vagina zerstört und Keime so leichteres Spiel haben. Die Probleme mit der Gebärmutter wiederum können zur Unfruchtbarkeit oder zu Problemen während der Schwangerschaft führen. Ärzte raten den Frauen daher oftmals, den Kontakt zu dem salzigen Wasser zu minimieren. Dies ist in vielen Fällen aus wirtschaftlichen Gründen aber schlicht nicht möglich. Aufforstungsprojekte, die den Mangroven-Schutzwall wieder reparieren würden, wiederum scheinen keine politische Priorität zu haben.


Via: Taz

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