Kunstdünger enthalten drei wichtige Wirkstoffe: Phosphor, Stickstoff und Kalium. Sie müssen erst aufwändig synthetisiert werden, bevor sie in den Handel gelangen. Entsprechend verbrauchen sie Rohstoffe und Energie, sind nicht gerade umweltfreundlich und in großen Mengen teuer. Der menschliche Urin, so entdeckten Forscher, ist ebenfalls reich an der bekannten NPK-Kombination. Er könnte in armen Ländern wahre Wunder bewirken.


Bild: Urintest beim Dalmatiner 3/4, Maja Dumat, Flickr, CC BY-SA 2.0

Nutzung von Urin kann zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen

Zwei große Probleme herrschen in Afrika vor: der Mangel an Nahrungsmitteln sowie die oftmals fehlende Hygiene. Vor allem auf dem Land sind funktionierende Toiletten nach westlichem Maßstab eine Seltenheit, die Menschen nutzen Sickergruben oder die freie Natur für ihr Geschäft. Das führt zu echten Gesundheitsproblemen, verschlimmert noch durch die schlechte Ernährung. Die Nutzung des Urins als Düngemittel könnte diese beiden Fliegen mit einer einzigen Klappe schlagen! Ein Projekt in Burkina Faso zeigte, dass entsprechende Trenntoiletten von den Menschen vor allem dann angenommen, wenn sie den direkten Nutzen für sich erkennen. In diesem Fall heißt das: Wenn sie die Nutzpflanzen, die ihre Ernährung sichern, gedeihen sehen. Allein mit Hygiene-Argumenten waren die rund 10.000 Familien, die ein Stockholmer Forschungsteam im Jahr 2002 für eine Studie ausgewählt hatte, kaum zu überzeugen.

„Bei jedem Toilettengang werden wertvolle Rohstoffe vergeudet“

Die Trenntoiletten sowie eine Anleitung zur Nutzung des Urins stellen eine wirksame und gar nicht mal so teure Hilfe zur Selbsthilfe dar. Ein WC kostet etwa 150 bis 200 Euro. Kim Andersson, der beim Stockholm Environment Institute arbeitet, meint dazu: „,Bei jedem Toilettengang des Menschen, ob er nun in der Spültoilette oder einer Sickergrube landet, werden im Prinzip Unmengen an wertvollen Rohstoffen vergeudet, mit denen man die Menschen auch in den ärmsten Regionen der Welt vom Hunger befreien könnte“. Der Urin muss nur gesammelt und luftdicht gelagert werden, eine Weiterverarbeitung ist nicht nötig.


Die nötige Sterilität ergibt sich durch die chemischen Prozesse, die sich während der Lagerung in Gang setzen. Dabei wird Ammonium gebildet, das mittels pH-Wert-Steigerung die enthaltenen Keime abtötet. Ein paar Monate später verdünnt der Anwender den Urin mit Wasser und verteilt ihn auf den bepflanzen Feldern, so einfach ist das.

Quelle: faz.net

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