Der Bitcoin-Kurs ist auch in diesem weiter stark gestiegen. Dafür verantwortlich war nicht zuletzt ein massives Investment des Autobauers Tesla. Gleichzeitig wird dadurch aber auch das Bitcoin-Mining immer attraktiver. Denn bei Bitcoins gibt es keine Zentralbank, die die Geldmenge verwaltet. Stattdessen werden die virtuellen Geldstücke erzeugt, indem Computer komplexe Rechenoperationen durchführen. In der Anfangszeit war dies auch noch mit dem heimischen Gaming-PC möglich. Inzwischen sind die Aufgaben aber so komplex geworden, dass große Rechenzentren – sogenannte Bitcoin-Farmen – benötigt werden. Die meisten davon stehen in Asien. So werden aktuell rund drei Viertel aller neuen Bitcoins in China generiert. Aus Sicht des Klimaschutzes ist dies durchaus problematisch. Denn der Strombedarf der Mining-Farmen ist gewaltig – und wird in China oft durch Kohlestrom gedeckt.


Der Mining-Boom könnte in drei Jahren den Höhepunkt erreichen

Tatsächlich hängt die Klimabilanz der Anlagen nicht zuletzt von ihrem Standort ab. Rund um die Hauptstadt Peking sowie in weiten Teilen Nordchinas beispielsweise ist der Anteil der Kohle am Strommix besonders hoch. Dementsprechend viele CO2-Emissionen werden durch die Bitcoin-Farmen dort verursacht. Im Süden des Landes kann hingegen oftmals Strom aus Wasserkraftwerken genutzt werden, was die Klimabilanz aufbessert. Forscher haben sich die Situation in China daher nun einmal detailliert angeschaut und ihre Ergebnisse in einem Fachaufsatz veröffentlicht. Demnach verbrauchen die Bitcoin-Minen aktuell rund 138 Terawattstunden Stom pro Jahr. Dies stellt gegenüber den vergangenen Jahren einen deutlichen Anstieg dar. Mehr noch: Bis zum Jahr 2024 erwarten die Wissenschaftler eine weitere Zunahme auf dann 297 Terawattstunden. Dann würden auch die dadurch verursachten Klimaemissionen ihren Höhepunkt erreichen. Sie lägen den Berechnungen zufolge bei 130 Millionen Tonnen an CO2-Emissionen – und damit über dem Ausstoß Italiens.


China baut auch weiterhin fleißig neue Kohlekraftwerke

Verbessern ließe sich der Wert allerdings, wenn die Kohlekraftwerke im Reich der Mitte durch Wind- und Solaranlagen ersetzt würden. Tatsächlich ist China von einem Kohleausstieg aber noch weit entfernt. Im Gegenteil: Während im Rest der Welt der Bau von neuen Kohlekraftwerken fast vollständig zum Erliegen gekommen ist, ist die Zahl der geplanten Projekte in China in den letzten beiden Jahren sprunghaft angestiegen. So nahm das Reich der Mitte im vergangenen Jahr Kohlekraftwerke mit einer Kapazität von 38 Gigawatt neu ans Netz – was 76 Prozent des globalen Zuwachses ausmachte. Die Verantwortung für die Planung und Genehmigung neuer Kraftwerke liegt bei den Provinzen. Insbesondere in ärmeren Teilen des Landes gilt die Kohleverstromung als Möglichkeit, die Wirtschaft anzukurbeln und niedrige Strompreise zu ermöglichen. Dies wiederum kommt auch den Bitcoin-Farmen zugute. Preiswerter Strom könnte sogar dafür sorgen, dass noch mehr entsprechende Rechenzentren entstehen.

Der Blick in die Zukunft gestaltet sich schwierig

Noch allerdings haben die Forscher ein wenig Hoffnung. Denn aktuell sieht es so aus, als wenn die Kosten für das Mining ab dem Jahr 2025 höher liegen werden als der Ertrag aus den geschürften virtuellen Münzen. Der Hintergrund: Die zu lösenden Rechenaufgaben werden immer komplexer. Folgerichtig steigt auch der Bedarf an Rechenleistung. Das Geschäftsmodell der Farmbetreiber würde dadurch unrentabel, womit auch das damit einhergehende Problem der verursachten Klimaemissionen gelöst wäre. Allerdings ist eine solche Prognose noch mit zahlreichen Unwägbarkeiten belastet. So lässt sich aktuell nicht seriös prognostizieren, wie sich der Bitcoin-Kurs in den nächsten Jahren entwickeln wird. Selbiges gilt für die Strompreise in China. Eines scheint aber schon einmal sicher. Weil Kohlekraftwerke in der Regel mehrere Jahrzehnte am Netz bleiben, dürfte die Kohle kurz- bis mittelfristig wohl nicht aus dem Strommix des Landes verschwinden.

Via: Nature

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