Die meisten Züge in Deutschland fahren mithilfe von Strom aus der Oberleitung. Vor allem im Regionalverkehr gibt es aber auch immer noch zahlreiche Strecken, die nicht elektrifiziert sind. Eine Nachrüstung ist vergleichsweise teuer und aufwändig. Dementsprechend schleppend verläuft die vollkommene Elektrifizierung des Schienennetzes. Auf Strecken ohne Oberleitung sind bisher fast immer Dieselloks unterwegs. Darunter leidet allerdings die Klimabilanz der Bahn. Es gibt aber auch schon Alternativen. So könnten die Züge theoretisch mit Akkus ausgestattet werden. Hier gibt es allerdings ein ähnliches Problem wie bei Elektro-Lastwagen: Die Akkus müssen für einen wirtschaftlichen Betrieb zu oft und zu lange geladen werden. In Niedersachsen wird daher schon seit einiger Zeit ein anderes Konzept getestet: Ein Wasserstoffzug. Dieser hat den Vorteil, dass größere Reichweiten realisiert werden können. Außerdem geht der Tankvorgang vergleichsweise schnell.


Bild: Siemens Mobility

Der Tankvorgang dauert lediglich 15 Minuten

Der in Niedersachsen zum Einsatz kommende Coradia iLint wird von dem französischen Unternehmen Alstom hergestellt. Die bisher gesammelten Erfahrungswerte fielen hier sehr positiv aus. Gemeinsam mit der Deutschen Bahn hat nun aber auch der deutsche Hersteller Siemens einen Wasserstoffzug entwickelt. Dieser trägt den Namen Mireo Plus H und erreicht in der dreiteiligen Variante Reichweiten von bis zu 1.000 Kilometern. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 160 Kilometern. Aus Sicht der Bahn ist es aber vor allem entscheidend, dass der Zug möglichst genau so eingesetzt werden kann wie eine Diesellok. Das bedeutet: Ein schneller Tankvorgang und eine hohe Verfügbarkeit der benötigten Infrastruktur. Beides wollen die Ingenieure von Siemens nun möglich gemacht haben. So wurde ein neues Tankverfahren entwickelt, mit dem der komplette Zug innerhalb von nur 15 Minuten mit Wasserstoff versorgt werden kann. Der Ladevorgang bei einer Diesellok benötigt ähnlich viel Zeit.

Als erste Strecke ist Tübingen-Pforzheim vorgesehen

Hinzu kommt: Der Zug muss nicht zwingend zu einer Wasserstofftankstelle fahren. Stattdessen ist diese mobil und kann immer dorthin fahren, wo ihr Einsatz gerade am meisten Sinn ergibt. Dadurch soll verhindert werden, dass schon bevor der erste Zug überhaupt fährt, viel Geld in die benötigte Infrastruktur investiert werden muss. Im nächsten Jahr wird der Mireo Plus H bei Testfahrten in Baden-Württemberg unter möglichst realistischen Bedingungen getestet. Läuft dabei alles nach Plan soll er schon ein Jahr später auf der Strecke zwischen Tübingen und Pforzheim eine Diesellok ersetzen. Wirklich nachhaltig ist die Sache aber nur, wenn grüner Wasserstoff zum Einsatz kommt. Die extrem energieintensive Elektrolyse muss also mit Ökostrom durchgeführt werden. Die entsprechende Anlage wird im DB-Werk in Tübingen errichtet. Der benötigte Ökostrom wiederum stammt schlicht aus der dort noch vorhandenen Oberleitung. Die hier gewonnenen Erfahrungen könnten dann genutzt werden, um weitere Strecken mit Wasserstoffzügen zu bestücken.


Via: Siemens

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