In Steinbrüchen müssen regelmäßig extrem große Lasten bewegt werden. In der Regel werden für den Transport Dieselmotoren genutzt. Darunter leidet die Klimabilanz der betroffenen Unternehmen. Bisher gibt es aber kaum große Transport- und Spezialfahrzeuge mit Elektroantrieb. Der Schweizer Baumaschinenkonzern Kuhn hat nun aber zumindest einen ersten Schritt in diese Richtung unternommen: Die Ingenieure des Unternehmens nahmen einen gebrauchte Komatsu-Muldenkipper HD 605-7. Bei diesem entfernten sie den Dieselantrieb und ersetzten ihn durch gleich zwei Elektromotoren. Einer davon – ein Synchronelektromotor mit einer Leistung von 634 kW – ist für den Antrieb zuständig. Ergänzt wird er durch einen Asynchron-Elektromotor mit 200 kW Leistung. Dieser versorgt unter anderem die für den Bremsvorgang benötigten Hydropumpen mit Energie. Der während der Fahrt benötigte Strom wird von einer eingebauten Lithium-Ionen-Batterie mit 700 kWh Kapazität zur Verfügung gestellt.


Bild: emining switzerland

Die Bremsenergie wird eingefangen und gespeichert

Zum Einsatz kommt die 58 Tonnen schwere Maschine in einem Steinbruch im Berner Jura. Dort transportiert er Kalk- und Mergelgestein von der Abbruchstelle zu einer Verladestation im Tal. Auf dem Weg nach unten spielen die Bremsen des Muldenkippers die entscheidende Rolle. Denn zum einen sorgen sie dafür, dass das Gestein sicher am Ziel ankommt. Zum anderen wird bei den Bremsvorgängen aber auch Rekuperationsenergie gewonnen. Diese wiederum wird dann in der integrierten Batterie gespeichert. Theoretisch ist auf diese Weise ein Perpetuum Mobile entstanden – also ein Fahrzeug, dass mindestens so viel Energie produziert wie es verbraucht. So haben theoretische Berechnungen ergeben, dass während des Steintransports ins Tal mehr Energie gewonnen wird als für die Fahrt nach oben benötigt wird. Theoretisch könnte der Muldenkipper also sogar Strom ins öffentliche Netz einspeisen. In der Praxis erfüllten sich diese Hoffnungen aber nicht ganz. Schuld daran ist das Wetter: Denn das Fahrzeug muss zu oft mit Schneeketten versehen werden – was den Energieverbrauch erhöht.

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Die Anschaffungskosten lagen rund 2,5 mal höher

Tatsächlich wird der riesige Muldenkipper daher aktuell nach Schichtende stets ans Ladegerät angeschlossen. Die Klimabilanz des Gefährts fällt dennoch extrem gut aus. So werden durch den Elektroantrieb innerhalb von zehn Jahren 500.000 Liter Diesel eingespart. Dies entspricht einer Reduzierung der CO2-Emissionen um 1.300 Tonnen. Diese Einsparungen sind allerdings auch nötig. Denn die Umrüstung des alten Muldenkippers war keineswegs preiswert: Die Anschaffungskosten für den Steinbruch lagen rund 2,5 mal so hoch wie bei einem konventionellen Fahrzeug. Mittel- bis langfristig dürfte sich die Investition aber amortisieren. Die Idee während der Abfahrt Strom zu gewinnen, um diese für die Fahrt nach oben zu nutzen, hat zudem bereits Nachahmer gefunden. So ist in Australien eine Güterverkehrsstrecke in Planung, auf der die Züge nicht mehr extern mit Strom versorgt werden müssen. Solche und ähnliche Ansätze können helfen, auch den Transport von schweren Waren zeitnah klimaneutral zu gestalten.

Via: FAZ

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