Experten erklären schon seit einiger Zeit: Die deutsche Energiewende wird nur gelingen, wenn die Stromnetze massiv ausgebaut werden. Denn die Energieproduktion wird zukünftig nicht mehr zentralisiert an einigen wenigen Standorten stattfinden. Stattdessen speisen unzählige Solar- und Windkraftanlagen schwankende Mengen an Strom in das Netz ein. Hinzu kommt: Die Windenergie wird zu einem nicht unerheblichen Teil durch Offshore-Windanlagen auf dem Meer im Norden Deutschlands erzeugt. Benötigt wird der Ökostrom aber vor allem von der Industrie im Süden. Ohne zusätzliche Stromleitungen wird der Transport aber nicht gelingen. Die Bundesnetzagentur hat auch bereits berechnet, wie viele neue Stromleitungen benötigt werden. Demnach werden insgesamt 12.234 Kilometer an neuen Leitungen benötigt. Davon sind bisher allerdings lediglich 1.739 Kilometer fertiggestellt. Ein höheres Ausbautempo wäre also dringend angebracht. Doch tatsächlich sieht es in diesem Jahr besonders schlecht aus. By Michael Kauffmann (Own work) [CC BY 3.0 de (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons Teilweise wurde noch nicht einmal das Genehmigungsverfahren eröffnet So wurden im Jahr 2020 bisher lediglich 120 Kilometer an neuen Höchstspannungsleitungen fertiggestellt. Dies entspricht nicht einmal einem Prozent der benötigten Ausbaukilometer. Würde es in diesem Tempo weitergehen, wäre der Ausbau erst in mehreren Jahrzehnten abgeschlossen. Besonders problematisch ist, dass damit sogar die ohnehin schon schwachen Werte der Vorjahre noch unterboten wurden. Denn selbst im vergangenen Jahr kamen immerhin 341 Kilometer neue Überlandleitungen hinzu. Experten kritisieren zudem, dass bei tausenden Kilometern noch nicht einmal ein Genehmigungsverfahren begonnen wurde. Tatsächlich sind die langwierigen bürokratischen Verfahren ein Grund für den langsamen Ausbau des Stromnetzes. Denn auf lokaler Ebene gibt es immer wieder Widerstand gegen neue Überlandleitungen. Dies führt teilweise zu erheblichen Verzögerungen. Teilweise mussten die Pläne zudem sogar geändert werden. Auch die Zusammenarbeit über die Grenzen der Bundesländer hinweg funktioniert nicht immer so gut wie dies wünschenswert wäre. Überlastete Stromnetze verursachen Milliardenkosten Der langsame Ausbau des Stromnetzes führt auch heute schon zu Problemen. Denn wenn zu viel Strom in die Netze eingespeist wird und nicht an die richtige Stelle transportiert werden kann, müssen Kraftwerke vom Netz genommen werden. Teilweise sind davon sogar Ökostromanlagen betroffen. In solchen Fällen müssen die Netzbetreiber Entschädigungen im Rahmen des sogenannten Einspeisemanagements zahlen. Insgesamt kosteten solche Rettungsmaßnahmen, um einen sicheren Betrieb des Stromnetzes zu gewährleisten, alleine im Jahr 2020 rund 1,34 Milliarden Euro. Dieses Geld könnte durch den Ausbau der Stromnetze theoretisch eingespart werden. Zusätzlich könnten zudem neue Energiespeicher helfen, die Stabilität der Stromversorgung zu sichern. Doch auch hier belegt Deutschland weltweit keineswegs eine Spitzenposition. Selbiges gilt für die Installation von sogenannten intelligenten Stromzählern und -netzen. Die Lösungen sind also bereits bekannt – noch mangelt es aber offensichtlich an der Umsetzung. Via: Der Spiegel Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter