Das im Jahr 1987 verabschiedete Montreal-Protokoll gilt als ein beispielhafter Erfolg der internationalen Diplomatie. Damals einigte sich die Weltgemeinschaft darauf, die Produktion von Ozon zerstörenden Stoffen weitgehend einzustellen. Davon betroffen waren unter anderem Fluorchlorkohlenwasserstoffe – kurz: FCKW – die zuvor vor allem als Kältemittel eingesetzt wurden. Tatsächlich ist es so gelungen, die weitere Zerstörung der Ozonschicht zu stoppen. Allerdings werden Kältemittel natürlich auch weiterhin benötigt. Heute kommen daher sogenannte Fluorkohlenwasserstoffe (oder: FKW) zum Einsatz. Bei diesen fehlt das Chlor-Atom, weshalb keine Gefahr für die Ozonschicht besteht. Gleichzeitig handelt es sich aber um Stoffe, die tausendmal klimaschädlicher sind als CO2. In einer Ergänzung des Montreal-Abkommens wurde daher vereinbart, auch die Produktion von FKW weltweit nach und nach zu beenden. Dieses Ziel verfolgt auch die Europäische Union – sieht sich in der Praxis aber noch mit Problemen konfrontiert.


Foto: Earth, Kevin Gill, Flickr, CC BY-SA 2.0

Das Import-Geschäft ist für viele Firmen sehr lukrativ

Denn der Import wurde nicht von einem Tag auf den anderen untersagt. Stattdessen wurden sogenannte Quoten eingeführt. Diese werden von einem zentralen FKW-Register kostenlos an interessierte Firmen vergeben. Der Clou: Im Laufe der Zeit reduziert sich die Quote kontinuierlich. Es kommt also zu einer schrittweisen und für die betroffenen Unternehmen planbaren Absenkung. Soweit die Theorie. In der Praxis hat dies aber zunächst einmal zu einem Boom in diesem Geschäftsfeld geführt. So stieg die Zahl der offiziell registrierten Importeure in der EU innerhalb von sechs Jahren von einst 282 auf heute 1.675. Der simple Grund: FKW sind in der EU durch die künstliche Verknappung deutlich teurer als im Ausland. Der Import ist daher für die betroffenen Firmen ein lukratives Geschäft. Solange dies auf legalem Weg geschieht, ist dies kein großes Problem. Die Umweltorganisation Environmental Investigation Agency warnt nun aber: Der illegale Schmuggel wird zu einem immer größeren Thema.

Indizien deuten auf große Schmuggelmengen hin

Teilweise lässt sich dies durch einen simplen Abgleich der Zolldaten belegen. So wurden beim türkischen Zoll FKW-Exporte in die EU in einer Höhe von 706 Tonnen registriert. Offiziell in der EU angekommen sind davon aber nur 160 Tonnen. Ein ähnliches Bild ergibt sich beim Abgleich der Daten mit den chinesischen Behörden. In anderen Fällen liegt ein Schmuggel zumindest nahe. So ist der Import von FKW in Ländern wie der Ukraine und der Türkei seit Einführung der EU-Quoten deutlich gestiegen. Für den Eigenverbrauch dürften diese zusätzlichen Mengen eher nicht gedacht sein. Hinzu kommen Beobachtungen in Deutschland. So wurden in Hessen in einer gezielten Aktion Autowerkstätten kontrolliert. Das Ergebnis: Jede Vierte setzt illegal eingeführte FKW ein. Die Umweltschützer schätzen, dass durch den illegalen Import Klimaschäden entstehen, die in etwa den kompletten CO2-Emissionen Schwedens entsprechen. Sie fordern daher stärkere Kontrollen und härtere Strafen.


Via: EIA

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.