Bundeskanzlerin Angela Merkel ließ es sich nicht nehmen, persönlich zur Einweihung des ersten kommerziellen Quantencomputers in Deutschland zu erscheinen. Es handelt sich allerdings nicht um eine deutsche Entwicklung. Stattdessen wurde das Konzept von der US-Firma IBM entworfen. Die Komponenten wiederum stammten aus verschiedenen Ländern. So wurden die zentralen Elementarteilchen aus den Vereinigten Staaten importiert. Das Kühlsystem wiederum stammt aus Finnland, während deutsche Firmen immerhin bei den Kontrollsystemen zum Zug kamen. Zusammengebaut werden sollte der Quantencomputer dann eigentlich mithilfe von erfahrenen Experten aus den Vereinigten Staaten. Diese konnten aufgrund der Corona-Pandemie allerdings nicht nach Deutschland fliegen. Stattdessen halfen sie den Kollegen hierzulande per Videoschalte. Letztlich lief das System dann bereits seit einiger Zeit erfolgreich, bevor es durch die Bundeskanzlerin auch offiziell in Betrieb genommen wurde.


Das Potenzial der neuen Technologie ist gewaltig

Quantencomputer besitzen das Potenzial deutlich größere Rechenleistungen zu ermöglichen als konventionelle Supercomputer. Denn ihre kleinsten Recheneinheiten – die sogenannten Qubits – können nicht nur den Zustand 1 oder 0 annehmen, sondern auch Zustände dazwischen. Möglich macht dies die sogenannte Quantenüberlagerung. Theoretisch könnten solche Rechner in vielen Bereichen zu wichtigen Durchbrüchen führen: Von der Klimaforschung über die Pharmaindustrie bis hin zu der Verkehrsplanung und der Risikoanalyse. Bisher allerdings sind die genutzten Quantencomputer noch weit von den versprochenen Leistungen entfernt. So kommt das jetzt in Deutschland aufgebaute System auf eine Leistung von 27 Qubits. Weltweit gilt derzeit die Marke von 100 Qubits als höchster Stand der Technik. Die Rechenleistung weiter zu erhöhen, ist aber gar nicht so einfach. Denn die Arbeit mit den Qubits ist kompliziert. So funktionieren diese nur bei Temperaturen von nahezu minus 273 Grad Celsius. Außerdem können schon kleinste Erschütterungen zu Fehlern führen.


Noch wurde der Zustand der Quantenüberlegenheit nicht erreicht

Damit aber sind die heutigen Quantencomputer noch deutlich weniger leistungsfähig als konventionelle Supercomputer. Der Zustand der sogenannten Quantenüberlegenheit wurde also noch nicht erreicht. Trotzdem kann es Sinn ergeben, einzelne Anlagen schon jetzt in den kommerziellen Betrieb zu geben. Denn dadurch können wichtige Erfahrungswerte gesammelt werden. Dies gilt zum einen für die Forschenden, weil diese nun sehen, wie ihre Computer unter realen Bedingungen funktionieren. Es profitieren aber auch zahlreiche Unternehmen, indem sie schon jetzt erste Anwendungen entwickeln können, die sich später dann skalieren lassen. Auch deshalb hat die Bundesregierung das Projekt in Ehningen mit einem Millionenbetrag gefördert: Deutsche Firmen sollen so möglichst früh mit der neuen bahnbrechenden Technologie in Kontakt kommen. Tatsächlich kann theoretisch jeder über eine Cloud auf den Quantencomputer zugreifen. Es wird allerdings eine Gebühr in Höhe von rund 11.000 Euro pro Monat fällig. Dies sollte für interessierte Unternehmen durchaus zu stemmen sein.

Via: Handelsblatt

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