Um den enormen Bedarf der Industriestaaten an Palmöl zu decken sind bereits 19 Millionen Hektar Regenwald abgeholzt worden. Colipi, ein Start-Up, das auch der Technischen Universität Hamburg hervorgegangen ist, hat einen biotechnischen Prozess entwickelt, mit dem ein Öl hergestellt werden kann, das dem Original sehr ähnlich ist. Das Verfahren ähnelt dem Brauen von Bier. In beiden Fällen werden Hefen eingesetzt, die in Bioreaktoren Zucker und Stärke in Alkohol oder in diesem Fall in flüssige Fette umwandeln. Die Hefen, die die Hamburger Forscher einsetzen, begnügen sich mit Abfällen aus industrieller Produktion und Landwirtschaft, beispielsweise Melasse. Das ist ein Überbleibsel bei der Zuckerproduktion aus Rüben und Zuckerrohr.


CO2-Emissionen werden verhindert

Die Hefen verstoffwechseln zunächst Stickstoffverbindungen und Phosphate, die für die Vermehrung genutzt werden. Dann machen sie sich über den verbliebenen Kohlenstoff her. Dabei entstehen Lipide, also Öle unterschiedlicher Art, die als Ersatz für natürliche Öle eingesetzt werden können. Normalerweise entsteht beim Vergären von Biomasse mit Hefe Kohlenstoffdioxid (CO2), doch die Gründer Max Webers, Philipp Arbter, Jonas Heuer und Tyll Utesch vom Institute of Bioprocess and Biosystems Engineering der TU Hamburg haben den Prozess so ausgelegt, dass kein CO2 in die Atmosphäre gelangt. Wie sie das anstellen ist vorerst ihr Geheimnis, weil sie darauf ein Patent beantragt haben.


Produktion im industriellen Maßstab

Mit dem „grünen“ Öl können Palmöl oder Kakaobutter nachempfunden, aber auch ganz neue Öle ohne natürliches Vorbild entwickelt werden. „Die Vielfältigkeit der Öle spiegelt sich auch in ihrer Anwendung in Cremes, Seifen oder Schokoladen wider. Also überall dort, wo heute pflanzliche Öle genutzt werden”, so Projektleiter Webers.

Derzeit weitet Colipi die Produktion, die bisher im Labormaßstab läuft, aus, um den Ölersatz im industriellen Maßstab produzieren zu können. Die Nachfrage sei bereits groß, so Webers, der auch den Grund dafür kennt: „Produkte, die auf CO2-neutralen Ölen basieren, bringen Unternehmen der Kosmetik- und Lebensmittelindustrie einen klaren Marktvorteil, da möchte niemand zu spät auf den Zug aufspringen.”

Pro Hektar liegt der Palmölertrag bei vier bis sechs Tonnen pro Jahr. Allein um Europa zu versorgen sind Plantagen mit einer Gesamtgröße von mehr als einer Million Hektar nötig.

 

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