Seit der Apollo-17-Mission im Dezember 1972 hat kein Mensch mehr den Mond betreten. Viele Forscher:innen gehen aber davon aus, dass eine dauerhafte Präsenz des Menschen auf dem Mond der Schlüssel zu einer erfolgreichen Migration der Menschheit ins All ist. Ein Team aus Japan hat nun Entwürfe einer Mondbasis mit erdähnlicher Gravitation vorgestellt, die das Sprungbrett für interstellare Missionen sein könnte.


Bild: Kajima Corporation

Künstliche Schwerkraft auf Mond und Mars

Vorgestellt wurde der Entwurf von Forscher:innen der Universität Kyoto in Zusammenarbeit mit dem Bauunternehmen Kajima Corporation aus Tokyo. Erste Renderings zeigen ein konisches, rotierendes Gebilde, das das Team auf den Namen „The Glass“ taufte.

Die Anlage soll über künstliche Schwerkraft verfügen, die die Lebensbedingungen auf der Erde nachbilden. Alle 20 Sekunden dreht die knapp 400 Meter hohe Station sich komplett um sich selbst. Die dabei entstehende Zentrifugalkraft soll für Schwerkraftverhältnisse wie auf der Erde sorgen.


The Glass ist nicht nur für den Mond ausgelegt, sondern kann theoretisch auch auf dem Mars errichtet werden. Die Forscher:innen arbeiten außerdem bereits an Modellen für weitere Infrastrukturen wie etwa ein Transportsystem für interplanetare Reisen namens Hexagon Space Track System. Dieses soll es ermöglichen, auch auf langen Strecken etwa zwischen Erde und Mars die künstliche, erdähnliche Schwerkraft aufrecht zu erhalten.

Bis 2050 möchte das Team einen kleineren Prototyp con The Glass auf der Mondoberfläche errichten.

Wichtiger Wendepunkt der Weltraumforschung

Die Wissenschaftler:innen sind sich sicher, dass eine Umgebung mit erdähnlicher Schwerkraft ein wichtiges Element, wenn nicht sogar der Schlüssel für eine erfolgreiche Ansiedlung von Menschen auf dem Mond oder dem Mars ist. Denn ohne Schwerkraft, so das Team, sei es Säugetieren nicht möglich, sich fortzupflanzen. Außerdem ist auch die gesunde Entwicklung von Babys ohne Schwerkraft nicht möglich. Es fehlt auch an Forschung, wie sich etwa Kinder langfristig in einem Zustand beinaher Schwerelosigkeit verhalten und entwickeln. Studien mit Erwachsenen zeigen, dass verminderte Schwerkraft zu Knochenschwund, Rückenschmerzen und Nierensteinen führen kann.

Yosuke Yamashiki, seines Zeichens Professor an der Universität Kyoto, sieht in der Entwicklung der Wohnanlage mit künstlicher Schwerkraft einen entscheidenden Wendepunkt in der Weltraumforschung. Allerdings schränkt er auch Hoffnungen auf einen schnellen Fortschritt ein: Seiner Meinung nach ist die Errichtung solcher Anlagen vor Beginn des 22. Jahrhunderts weder auf dem Mond noch auf dem Mars realistisch.

via The Asahi Shimbun

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