Im Zuge der Corona-Pandemie hat auch in Deutschland die Zahl der verkauften Fahrräder stark zugenommen. Einige Städte richteten daher sogar sogenannte Popup-Radwege ein, um der gestiegenen Zahl an Radfahrern gerecht zu werden. Dabei handelte es sich aber natürlich nur um eine Notlösung. Mittelfristig muss schlicht die Infrastruktur für Fahrräder besser ausgebaut werden. Dies sieht auch Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) so. Auf dem Nationalen Radverkehrskongress am Montag warb er einerseits für den Umstieg auf das Fahrrad. Diese Form der Fortbewegung sei gesünder und umweltfreundlicher. Gleichzeitig versprach er aber auch den zahlreicher werdenden Radfahrern das Leben zu erleichtern. Konkret präsentierte er den Nationalen Radverkehrsplan 3.0. Dieser ist deutlich ambitionierter als seine beiden Vorgänger, kostet dafür aber auch mehr: Insgesamt stehen 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung, um diese vier Punkte umzusetzen:


Vier Maßnahmen für eine bessere Fahrradkultur:

1. Ausbau der Infrastruktur: Das Netz an Radwegen soll deutlich ausgebaut werden. Dabei wird auch darauf geachtet bereits vorhandene Systeme miteinander zu verbinden – etwa durch Fahrradschnellstraßen zwischen Städten und umliegenden Gemeinden. Bei neu gebauten Radwegen ist zudem eine räumliche Trennung zwischen Straße und Radweg vorgesehen. An beliebten Zielpunkten sollen Fahrrad-Parkhäuser für ausreichend Stellplätze sorgen.


2. Einfacherer Transport: Nicht immer kann die komplette Strecke mit dem Rad zurückgelegt werden. Bisher gestaltet sich die Fahrradmitnahme in öffentlichen Verkehrsmitteln allerdings oftmals gar nicht so einfach. Auch dies soll sich zukünftig ändern. Bei der Deutschen Bahn kann der Bund als Eigentümer hier direkt für Verbesserungen sorgen. Bei den Verkehrsbetrieben müssen Länder und Kommunen mitziehen.

3. Flexible Nutzung: In einigen Großstädten gibt es schon Systeme für Leihfahrräder. Zukünftig sollen solche und ähnliche flexible Möglichkeiten zum einen in noch mehr Städten angeboten werden. Zum anderen ist geplant, diese besser mit anderen Verkehrsmitteln zu vernetzen. Konkret könnte dies bedeuten, dass an Bahnhöfen oder großen Bushaltestellen Stationen entstehen, an denen sich unkompliziert Fahrräder  geliehen werden können.

4. Besseres Planungsrecht: Diese Änderung kostet kein Geld, könnte aber dennoch einschneidende Wirkung entfalten. Denn wenn bisher eine Straße geplant wurde, musste zusätzlich begründet werden, weshalb auch ein Radweg benötigt wird. Zukünftig wird es genau umgekehrt funktionieren. Bei neu geplanten Straßen muss dargelegt werden, weshalb kein Radweg nötig sein soll. Andernfalls müssen Straßen und Radwege parallel geplant werden.

Die Niederlande dienen als Vorbild für Deutschland

Der Plan enthält zudem auch konkrete Ziele. So sollen die CO2-Emissionen in Deutschland um vier Millionen Tonnen reduziert werden. Voraussetzung dafür ist, dass jeder Deutscher zukünftig jährlich im Schnitt 180 Kilometer mit dem Rad zurücklegt. Aktuell liegt dieser Wert bei 120 Kilometern. Es wird also eine Steigerung der zurückgelegten Kilometer um rund die Hälfte benötigt. Gleichzeitig soll aber die Zahl der tödlich verunglückten Radfahrer gesenkt werden. Unter anderem durch besser ausgebaute Radwege ist hier eine Reduzierung um mindestens 47 Prozent vorgesehen. Dass diese Ziele keineswegs unerreichbar sind, zeigt ein Blick über die Grenze: In den Niederlanden werden mehr als ein Viertel aller Wege mit dem Rad zurückgelegt. Gleichzeitig konnte die Zahl der Verkehrstoten seit den 1970er Jahren stark reduziert werden.

Via: DLF

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.