Fahrradfahren ist grundsätzlich eine der klima- und umweltfreundlichsten Arten der Fortbewegung. In den letzten Jahren hat
die Zahl der Zweiräder in Deutschland zudem stark zugenommen. Schätzungen gehen davon aus, dass im Jahr 2020 in Deutschland rund 79 Millionen Fahrräder unterwegs waren. Dies bedeutet dann auch: Es wurden mehr als 150 Millionen Fahrradreifen genutzt. Diese allerdings gehen von Zeit zu Zeit kaputt. Manchmal lassen sie sich vergleichsweise einfach reparieren. Oftmals muss aber auch ein neuer Reifen angeschafft werden. Aus Sicht des Umweltschutzes ist dies aber
nicht ganz optimal. Denn bisher können die Reifen nicht sinnvoll recycelt werden. Stattdessen wandern sie in den Restmüll und werden dann in aller Regel verbrannt. Zwar kann die Abwärme noch genutzt werden, die Rohstoffe allerdings gehen verloren.


Die Reifen werden bei mehr als 500 Grad zersetzt

Forscher der TH Köln haben daher nun ein Verfahren entwickelt, bei dem aus den alten Reifen wertvolle Materialien zurückgewonnen werden. Ein Teil davon kann dann sogar genutzt werden, um neue Fahrradreifen zu produzieren. Um das Verfahren zu entwickeln haben die Wissenschaftler auch Expertise aus der Fahrrad-Branche miteinbezogen. So war an dem Projekt auch die Ralf Bohle GmbH beteiligt. Diese produziert unter anderem Fahrräder der Marke „Schwalbe“. Für den neu entwickelten Recycling-Prozess wurde ein Verfahren namens Pyrolose verwendet. Vereinfacht ausgedrückt werden dabei chemische Verbindungen mit Hilfe großer Hitze und unter Luftausschluss gespalten. Im Fall der alten Fahrradreifen wurden Temperaturen zwischen 550 und 750 Grad Celsius genutzt. Dadurch wurden die Reifen in drei Einzelteile zersetzt: Pyrolysegas, Pyrolyseöl und Pyrolysekoks.


Das Verfahren ermöglicht ein energieautarkes Recycling

Alle drei Rohstoffe können anschließend sinnvoll verwendet werden. So kann das Gas verbrannt und so zur Energiegewinnung genutzt werden. Auf diese Weise ergibt sich sogar eine Art autarker Kreislauf. Denn mit dem Gas werden zwei Blockheizkraftwerke betrieben, die wiederum die Pyrolyse-Anlage mit Energie versorgen. Das dunkelbraune Öl wiederum wird als Vorprodukt in der Chemie-Industrie verwendet. Das auch als Recycling-Ruß bekannte Pyrolysekoks kann schließlich für die Produktion von neuen Fahrradreifen genutzt werden. Auf diese Weise wird die Nutzung von vergleichsweise klimaschädlichem Industrieruß verhindert.
Alles in allem kommt der neu entwickelte Recycling-Prozess auf eine deutlich bessere Umwelt- und Klimabilanz als die bisher übliche Entsorgung über den Restmüll. Zukünftig könnte das Fahrradfahren so noch nachhaltiger werden als es ohnehin schon ist. Einige Hersteller arbeiten aber auch an luftlosen Reifen, die gar nicht mehr kaputtgehen sollen.

Via: TH Köln

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