Während die Menschheit immer ambitionierte Forschungsvorhaben entwickelt, die auf den Weltraum bezogen sind, verbleibt der Fakt, dass es auf unserem Planeten noch sehr viel gibt, das wir noch nicht kennen. So ist es etwa kein Geheimnis, dass bisher nur ein Bruchteil aller Organismen auf unserem Planeten bekannt sind. Besonders im Bereich exotischer Mikroorganismen und Pflanzen gibt es noch viel zu entdecken. Allerdings häufen sich in den letzten Jahren auch Neuentdeckungen bei Säugetieren, also Tieren, die eigentlich recht gut zu sehen ist. Doch wie viele unentdeckte Arten gibt es unter den Säugetieren.


Besonders in den Säugetier-Gruppen mit kleineren Vertretern gibt es noch viele unbekannte Arten.

Hunderte unbekannte Arten

Wenn unter Säugetieren Arten neu entdeckt werden, so liegt das nicht selten daran, dass sie bereits bekannten Arten derart ähnlich sind, dass sie äußerlich nur schwer zu unterschieden sind. In vielen Fällen können erst DNA-Vergleiche zeigen, dass es sich um verschiedene Arten handelt.

Ein Team rund um Danielle Parsons von der Ohio State University ging der Frage nach, wie viele solcher unerkannten Arten es unter den Säugetieren gibt. Um diese Frage zu beantworten, haben die Forscher:innen Millionen Gensequenzen von 4310 bekannten Säugetierarten ausgewertet. Diese Daten kombinierten sie dann mit Angaben zur Verwandtschaft, dem Vorkommen, der Lebensweise und etwa 100 anderen Merkmalen, die zu den Arten bekannt sind. Das Resultat war ein Modell, mit dessen Hilfe die Wissenschaftler:innen vorhersagen können, in welchen Säugetiergruppen es bisher noch unbekannte Spezies gibt – und um wie viele Arten es sich etwa handelt.


Das Modell kam zu dem Schluss, dass es auf der Welt noch Hunderte bisher unbekannte Säugetier-Arten gibt. Und dabei handelt es sich noch um eine konservative Schätzung. Auf Basis der vorhandenen Daten geht das Team davon aus, dass wir bisher erst etwa 80 Prozent aller Säugetier-Arten entdeckt haben. „Das Schockierende daran ist, dass die Säugetiere verglichen mit Käfern, Ameisen oder anderen Tiergruppen sehr gut untersucht sind„, so Bryan Carstens, der an der Studie beteiligt war.

Vor allem kleinere Säugetierarten unbekannt

Die Modellierung sagte voraus, dass vor allem unter Nagetieren, Fledermäusen und Insektenfressern noch viele Arten unbekannt sind. Das ergibt durchaus Sinn, handelt es sich doch um Säugetier-Gruppen mit eher kleinen, unbekannten Vertretern. „Das liegt vermutlich daran, dass subtile Unterschiede bei so kleinen Tieren schwerer zu erkennen sind als bei einem großen Tier„, so Carstens.

Verborgene Arten finden sich wahrscheinlicher in Säugetiergruppen, deren Verbreitungsgebiet ein breites Spektrum an Temperatur- und Niederschlagsbedingungen abdeckt„, schreiben die Wissenschaftler:innen. Solche Voraussetzungen sind ideal für die Bildung verschiedener Arten, da es eine Vielzahl ökologischer Nischen gibt. Eine hohe Wahrscheinlichkeit, auf unbekannte Arten zu treffen, besteht außerdem in Gebieten mit generell hoher Artenvielfalt wie etwa den Tropenwäldern.

Artenschutz setzt Artenkenntnis voraus

Die Ergebnisse der Forscher:innen zeigen auf, dass es noch viel gibt, was über die Artenvielfalt auf der Erde unbekannt ist. „Diese Resultate bestätigen frühere Annahmen, nach denen die taxonomische Bestimmung selbst in gut untersuchten Gruppen wie den Säugetieren alles andere als vollständig ist„, so das Team. Eine naheliegende Schlussfolgerung dieser Tatsache ist, dass es unter anderen Organismengruppen noch eine viel größere Anzahl unbekannter Arten gibt.

Eine reale Gefahr liegt darin, dass Arten aussterben, bevor sie überhaupt entdeckt werden können. So wurde etwa eine Fledermausart, die in einem kleinen Gebiet in Nevada vorkommt, bisher einer anderen dort verbreiteten Art zugeschrieben. Dass es sich um eine bedrohte Art handelt, wurde erst erkannt, nachdem sie identifiziert wurde.

Das Wissen um die Artzugehörigkeit ist für den Artenschutz wichtig. Wir können eine Spezies nicht schützen, wenn wir nicht wissen, dass sie existiert„, so Carstens. Neuen Methoden der Taxonomie wie etwa DNA-Barcoding kommt so eine besondere Bedeutung zu.

via Ohio State University

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