Auf den ersten Blick – oder besser Gedanken – sind Musikstreamingdienste wie Spotify oder Apple Music klimafreundlicher als CDs oder Schallplatten. Schließlich müssen weder Tonträger gepresst noch Abfälle entsorgt werden. Eine neue Studie der Universitäten von Glasgow und Oslo wollten sich den CO2-Fußabdruck von Musikstreamning genauer ansehen. Dabei stießen die Forscher auf ein etwas überraschendes Ergebnis: 2015 und 2016 haben Musikstreamingdienste etwa 200 bis 350 Millionen Kilogramm Treibhausgas-Emissionen verursacht.


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Foto: Spotify, Johan Larsson, Flickr, CC BY-SA 2.0

Musikstreaming: Größerer CO2-Fußabdruck als gedacht

Für die Studie griffen die Forscher auf Daten der Recording Association of America zurück und ermittelten die Gesamtanzahl aller gestreamten oder runtergeladenen Songs. Die dabei verbrauchte Datenmenge multiplizierten sie mit der Menge an Elektrizität, die benötigt wird, um ein Gigabyte Daten herunterzuladen. Dabei ist der Verbrauch für jedes Gigabyte in etwa äquivalent zu der Strommenge, die benötigt wird, um eine Glühbirne für eine Stunde zu erhellen. Anschließend ermittelten die Forscher, welche Energiequellen typischerweise für die von den Streaming-Webseiten verbrauchte Energie verwendet werden. So konnten sie schlussendlich Rückschlüsse auf die Treibhausgas-Emissionen ziehen.

Die ermittelten Zahlen von 200 bis 350 Millionen Kilogramm über die zwei Jahre bezogen weder den CO2-Abdruck der Datencenter mit ein noch die Elektrizität, die für den Betrieb der Endgeräte benötigt wird. Letztlich sind die Emissionen daher viel höher als dargestellt.


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Die Musikzeitschrift The Rolling Stone wandte sich zwecks eines Kommentars an den Streaming-Giganten Spotify. Dieser antwortete nicht, hat aber 2017 einen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht, in dem das Unternehmen versprach, daran zu arbeiten, mit dem eigenen Dienst CO2-Neutralität zu erreichen. Der Nachhaltigkeitsbericht 2018 machte deutlich, dass viele der Datenceenter geschlossen wurden und das Unternehmen den eigenen CO2-Fußabdruck um etwa 1.500 Tonnen pro Jahr reduzieren konnte. Allerdings trickst Spotify diesbezüglich. Das Unternehmen greift inzwischen vermehrt auf Google-Cloud-Dienste zurück, was bedeutet, dass es zwar weniger Spotify-Datencenter gibt, die Emissionen verursachen, aber der CO2-Fußabdruck dafür auf Googles Serverfarmen ausgelagert wurde. Konkurrenten wie Amazon oder Apple dagegen investieren vermehrt in erneuerbare Energien, um die eigenen Datencenter zu betreiben.

Der Betrieb großer Datencenter ist insgesamt für etwa zwei Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Das entspricht etwa dem CO2-Abdruck des Flugverkehrs.

Die Forscher raten Musikfans, die Wert auf Nachhaltigkeit legen, dazu, statt des Streamings wieder Alben zu kaufen – insbesondere, wenn man sie öfter hören will. Laut der Studie verbraucht das Streaming von 27 Songs mehr Energie als die Herstellung einer CD. Nun gibt es aber sicher viele Musikfans, für die CDs schlicht nicht mehr zeitgemäß sind. Diesen raten die Autoren der Studie, häufig gehörte Songs auf das Endgerät runterzuladen.

via Rolling Stone

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