Die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation ist eindeutig: Im Idealfall sollten Mütter ihre Neugeborenen sechs Monate stillen. Tatsächlich zeigt sich in der Realität aber ein leicht anderes Bild. Zwar geben neunzig Prozent der Schwangeren hierzulande, an ihr Kind stillen zu wollen. Tatsächlich machen dies direkt nach der Geburt aber schon nur 87 Prozent der neu gewordenen Mütter. Innerhalb der ersten sechs Wochen werden dann sogar nur 68 Prozent der Babys ausschließlich mit Muttermilch ernährt. Die Gründe dafür können extrem vielfältig sein – und reichen von gesundheitlichen Gründen bis hin zu schlichtem Zeitmangel. Als Alternative steht dann Formelmilch aus dem Supermarkt bereit. Diese ist aber bei weitem nicht so gut auf die Bedürfnisse der Baby zugeschnitten wie die natürliche Muttermilch. Zwei Startups haben sich daher zum Ziel gesetzt, im Labor eine bessere Alternative zu entwickeln.


Bild: Mother, Jessica Pankratz, Flickr, CC BY-SA 2.0

Die Startups verfolgen zwei unterschiedliche Ansätze

Dabei verfolgen sie zwei unterschiedliche Vorgehensweisen. Die Forscher der Firma TurtleTree aus Singapur arbeiten mit Stammzellen, die sie aus frischer Muttermilch gewinnen. Es handelt sich also um Zellen, die vom Körper noch keine spezielle Aufgabe zugewiesen bekommen haben. Im Labor werden sie zunächst vermehrt und dann in eine Nährflüssigkeit gegeben. Diese enthält zahlreiche Komponenten, die auch in echter Muttermilch – nicht aber in der bisher erhältlichen Säuglingsnahrung – vorkommen. Im Idealfall werden aus den Stammzellen Brustdrüsenzellen, die aus den verschiedenen Bestandteilen trinkbare Milch machen. Einen etwas anderen Ansatz verfolgen die Experten der US-Firma Biomilq. Dort wird mit Brustepithelzellen der Mütter gearbeitet. Diese werden im Labor kultiviert und zur Milchproduktion angeregt. In rund zwei Jahren soll das Verfahren so weit entwickelt sein, dass eine nutzbare Imitation der Muttermilch entsteht.

Auch die Mütter profitieren vom Stillvorgang

Beide Firmen betonen allerdings, dass sie nicht davon ausgehen, die echte Muttermilch wirklich komplett kopieren zu können. Vielmehr wollen sie ein Produkt entwickeln, dass besser ist als die bisher zur Verfügung stehenden Alternativen. Auch dann bleibt allerdings ein Problem bestehen. Denn nicht nur die Säuglinge profitieren vom Stillen durch die eigene Mutter. So sinkt für das weibliche Elternteil unter anderem die Wahrscheinlichkeit von Bluthochdruck, Diabetes sowie Brust- und Eierstockkrebs. Dieser Effekt kann auch durch Muttermilch aus dem Labor nicht imitiert werden. Experten begrüßen die Entwicklungsarbeit daher zwar grundsätzlich. Sie betonen aber auch, dass es mindestens so wichtig sei, die Gründe für den Stillverzicht zu identifizieren. Werden die dahinter stehenden Problematiken konsequent angegangen, könnte sich die Stillquote durchaus noch erhöhen lassen. In allen anderen Fällen könnte dann zumindest die Kopie aus dem Labor zum Einsatz kommen.


Via: Die Zeit

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